Übelkeit und Erbrechen gehören zu den häufigsten Beschwerden in der Medizin und können vielfältige Ursachen haben – von Reisekrankheit über Schwangerschaft bis hin zu schweren Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Antiemetika sind speziell entwickelte Arzneimittel, die diese belastenden Symptome wirksam lindern können. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über die verschiedenen Arten von Antiemetika, ihre Wirkungsweise, Anwendungsgebiete und was Sie bei der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen beachten sollten.
⚕️ Medizinischer Hinweis zu Antiemetika (Übelkeit | Erbrechen)
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Was sind Antiemetika?
Antiemetika sind Medikamente, die speziell zur Behandlung und Vorbeugung von Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis) entwickelt wurden. Der Begriff leitet sich vom griechischen „anti“ (gegen) und „emesis“ (Erbrechen) ab. Diese Arzneimittel greifen an verschiedenen Stellen im Körper an, um das komplexe Zusammenspiel von Nervensignalen zu unterbrechen, das zu diesen unangenehmen Symptomen führt.
Wichtige Fakten zu Antiemetika
Antiemetika wirken hauptsächlich im Brechzentrum des Gehirns (Medulla oblongata) und blockieren verschiedene Rezeptoren, die für die Auslösung von Übelkeit und Erbrechen verantwortlich sind. Die Wahl des richtigen Antiemetikums hängt von der Ursache der Beschwerden, dem Schweregrad und individuellen Patientenfaktoren ab.
Ursachen von Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen sind keine eigenständigen Krankheiten, sondern Symptome, die durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden können. Das Verständnis der zugrundeliegenden Ursache ist entscheidend für die Wahl der richtigen Behandlung.
Häufigste Auslöser im Überblick
Gastrointestinale Ursachen
Magen-Darm-Infektionen, Gastritis, Magengeschwüre, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Lebensmittelvergiftungen und entzündliche Darmerkrankungen gehören zu den häufigsten Auslösern.
Medikamentennebenwirkungen
Chemotherapeutika, Antibiotika, Opioide, Schmerzmittel und viele andere Medikamente können Übelkeit und Erbrechen als Nebenwirkung verursachen.
Neurologische Ursachen
Migräne, Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnerschütterung, erhöhter Hirndruck und neurologische Erkrankungen können das Brechzentrum direkt beeinflussen.
Bewegungskrankheit
Reisekrankheit in Auto, Schiff, Flugzeug oder bei virtuellen Realitätserlebnissen entsteht durch widersprüchliche Signale des Gleichgewichtssinns.
Schwangerschaft
Hormonelle Veränderungen, besonders in den ersten drei Monaten, führen bei vielen Frauen zu morgendlicher Übelkeit oder Hyperemesis gravidarum.
Psychische Faktoren
Stress, Angststörungen, Panikattacken und psychische Belastungen können über die Gehirn-Darm-Achse Übelkeit auslösen.
Arten von Antiemetika und ihre Wirkungsweise
Es gibt verschiedene Klassen von Antiemetika, die an unterschiedlichen Rezeptoren im Körper angreifen. Die moderne Medizin nutzt diese Vielfalt, um für jede Situation das passende Medikament bereitzustellen.
Serotoninantagonisten (5-HT3-Antagonisten)
Wirkstoffe: Ondansetron, Granisetron, Palonosetron
Anwendung: Besonders wirksam bei Chemotherapie- und Strahlentherapie-induzierter Übelkeit sowie postoperativer Übelkeit. Sie blockieren Serotoninrezeptoren im Darm und Gehirn.
Wirkungseintritt: 30-60 Minuten
Dopaminantagonisten
Wirkstoffe: Metoclopramid (MCP), Domperidon
Anwendung: Vielseitig einsetzbar bei verschiedenen Formen von Übelkeit. Metoclopramid fördert zusätzlich die Magenentleerung und wird häufig bei Migräne eingesetzt.
Wirkungseintritt: 15-30 Minuten
Antihistaminika
Wirkstoffe: Dimenhydrinat, Diphenhydramin, Meclozin
Anwendung: Erste Wahl bei Reisekrankheit und Schwindel-assoziierter Übelkeit. Wirken im Gleichgewichtsorgan und im Brechzentrum.
Wirkungseintritt: 30-60 Minuten
Neurokinin-1-Rezeptorantagonisten (NK1-Antagonisten)
Wirkstoffe: Aprepitant, Rolapitant, Fosaprepitant
Anwendung: Hocheffektiv bei verzögerter Chemotherapie-induzierter Übelkeit. Moderne Substanzklasse mit langanhaltender Wirkung.
Wirkungseintritt: 1-2 Stunden
Anticholinergika
Wirkstoffe: Scopolamin
Anwendung: Besonders als Pflaster bei Reisekrankheit. Blockiert Acetylcholin-Rezeptoren im Gleichgewichtsorgan.
Wirkungseintritt: 4-6 Stunden (Pflaster)
Cannabinoide
Wirkstoffe: Dronabinol, Nabilon
Anwendung: Bei therapieresistenter Chemotherapie-induzierter Übelkeit. Wirken über Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn.
Wirkungseintritt: 30-90 Minuten
Anwendungsgebiete von Antiemetika
Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV)
Die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Krebspatienten während der Chemotherapie ist eines der wichtigsten Anwendungsgebiete für Antiemetika. Moderne Therapieprotokolle kombinieren häufig mehrere Antiemetika, um sowohl akute als auch verzögerte Übelkeit zu verhindern.
Akute Phase (0-24 Stunden)
Kombination aus 5-HT3-Antagonisten, NK1-Antagonisten und Dexamethason bietet optimalen Schutz unmittelbar nach der Chemotherapie.
Verzögerte Phase (24-120 Stunden)
NK1-Antagonisten in Kombination mit Dexamethason und gegebenenfalls Metoclopramid verhindern späte Übelkeit effektiv.
Antizipatorische Übelkeit
Benzodiazepine und verhaltenstherapeutische Maßnahmen helfen bei psychisch bedingter Übelkeit vor der Chemotherapie.
Postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV)
Nach Operationen leiden etwa 20-30% der Patienten unter Übelkeit und Erbrechen. Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko: weibliches Geschlecht, Nichtraucherstatus, Reisekrankheit in der Vorgeschichte und die Verwendung von Opioiden zur Schmerztherapie.
Schwangerschaftsübelkeit
Bei leichter bis mittelschwerer Schwangerschaftsübelkeit werden zunächst nicht-medikamentöse Maßnahmen empfohlen. Bei stärkeren Beschwerden kommen Antihistaminika wie Doxylamin oder Vitamin B6 (Pyridoxin) zum Einsatz. Bei schwerer Hyperemesis gravidarum können unter ärztlicher Aufsicht auch Ondansetron oder Metoclopramid verwendet werden.
Reisekrankheit
Für die Prophylaxe und Behandlung von Reisekrankheit eignen sich besonders Antihistaminika und Scopolamin-Pflaster. Die Einnahme sollte 30-60 Minuten vor Reiseantritt erfolgen.
Richtige Anwendung und Dosierung
Tipps für die optimale Wirkung
- Prophylaktische Einnahme: Bei vorhersehbarer Übelkeit (z.B. Chemotherapie, Reise) sollten Antiemetika vorbeugend eingenommen werden
- Regelmäßige Einnahme: Bei anhaltendem Risiko ist eine regelmäßige Einnahme nach Zeitplan effektiver als eine Bedarfsmedikation
- Richtige Darreichungsform: Bei akutem Erbrechen sind Zäpfchen, Schmelztabletten oder Injektionen oralen Tabletten vorzuziehen
- Kombinationstherapie: Bei schwerer Übelkeit können verschiedene Antiemetika kombiniert werden, um an mehreren Rezeptoren anzugreifen
Dosierungsrichtlinien wichtiger Antiemetika
| Wirkstoff | Erwachsenendosis | Einnahmeintervall | Maximaldosis/Tag |
|---|---|---|---|
| Ondansetron | 4-8 mg | alle 8-12 Stunden | 24 mg |
| Metoclopramid | 10 mg | alle 6-8 Stunden | 30 mg |
| Dimenhydrinat | 50-100 mg | alle 4-6 Stunden | 400 mg |
| Aprepitant | 125 mg (Tag 1), 80 mg (Tag 2-3) | einmal täglich | siehe Therapieschema |
| Scopolamin-Pflaster | 1 Pflaster | alle 72 Stunden | 1 Pflaster |
Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen
Wie alle Medikamente können auch Antiemetika Nebenwirkungen haben. Die Art und Häufigkeit hängt von der Wirkstoffklasse ab.
Häufige Nebenwirkungen nach Wirkstoffklasse
Serotoninantagonisten
Kopfschmerzen (häufigste Nebenwirkung bei 10-15% der Patienten), Verstopfung, Müdigkeit und in seltenen Fällen QT-Zeit-Verlängerung im EKG. Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen ist Vorsicht geboten.
Dopaminantagonisten
Metoclopramid kann extrapyramidale Symptome (unwillkürliche Bewegungen) verursachen, besonders bei längerer Anwendung oder höheren Dosen. Müdigkeit, Durchfall und in seltenen Fällen tardive Dyskinesien sind möglich. Die Anwendungsdauer sollte auf maximal 5 Tage begrenzt werden.
Antihistaminika
Ausgeprägte Müdigkeit und Schläfrigkeit sind die Hauptnebenwirkungen. Mundtrockenheit, verschwommenes Sehen und Konzentrationsstörungen können auftreten. Autofahren und Bedienen von Maschinen sollten vermieden werden.
Anticholinergika
Mundtrockenheit, Sehstörungen, Harnverhalt und bei älteren Patienten Verwirrtheitszustände können auftreten. Bei Engwinkelglaukom kontraindiziert.
Wichtige Warnhinweise
- Schwangerschaft: Nicht alle Antiemetika sind in der Schwangerschaft zugelassen. Sprechen Sie immer mit Ihrem Arzt über sichere Optionen
- Fahrtüchtigkeit: Viele Antiemetika beeinträchtigen die Reaktionsfähigkeit. Verzichten Sie auf Autofahren nach der Einnahme
- Wechselwirkungen: Antiemetika können mit anderen Medikamenten interagieren, besonders mit Antidepressiva, Herzmedikamenten und Schmerzmitteln
- Langzeitanwendung: Einige Antiemetika (z.B. Metoclopramid) sollten nicht länger als empfohlen eingenommen werden
- Maskierung ernster Erkrankungen: Anhaltendes Erbrechen kann auf ernste Erkrankungen hinweisen. Bei länger als 48 Stunden anhaltender Übelkeit sollte ein Arzt konsultiert werden
Besondere Patientengruppen
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern müssen Antiemetika besonders vorsichtig dosiert werden. Dimenhydrinat ist ab 6 Jahren zugelassen und wird häufig bei Reisekrankheit eingesetzt. Ondansetron kann bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit auch bei Kindern verwendet werden. Metoclopramid sollte bei Kindern nur in Ausnahmefällen und unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden.
Ältere Patienten
Ältere Menschen sind anfälliger für Nebenwirkungen, besonders für anticholinerge Effekte wie Verwirrtheit und Harnverhalt. Die Dosis sollte oft reduziert werden. Besondere Vorsicht ist bei gleichzeitiger Einnahme mehrerer Medikamente geboten.
Patienten mit Leber- oder Nierenerkrankungen
Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion müssen viele Antiemetika in der Dosis angepasst werden, da sie über diese Organe ausgeschieden werden. Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle ist erforderlich.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen gegen Übelkeit
Neben Medikamenten gibt es verschiedene Strategien, die Übelkeit lindern oder verhindern können. Diese sollten immer als Ergänzung zur medikamentösen Therapie betrachtet werden.
Bewährte nicht-medikamentöse Strategien
- Ernährungsanpassung: Kleine, häufige Mahlzeiten statt großer Portionen; trockene, stärkehaltige Lebensmittel wie Zwieback oder Cracker; Vermeidung von fettigen, stark gewürzten oder sehr süßen Speisen
- Ingwer: Studien zeigen, dass 1-2 Gramm Ingwer täglich bei verschiedenen Formen von Übelkeit helfen kann, besonders in der Schwangerschaft
- Akupressur: Druck auf den Punkt P6 (Nei-Guan) am Handgelenk kann Übelkeit reduzieren. Spezielle Akupressur-Armbänder sind erhältlich
- Frische Luft und Ruhe: Gut belüftete Räume und Ruhephasen helfen vielen Patienten
- Aromatherapie: Pfefferminz- oder Zitronenduft kann beruhigend wirken
- Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Meditation und Atemübungen können besonders bei stressbedingter Übelkeit helfen
- Kühle Kompressen: Ein kühles Tuch auf Stirn oder Nacken wird oft als angenehm empfunden
Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?
Während gelegentliche Übelkeit meist harmlos ist, gibt es Warnsignale, die eine ärztliche Abklärung erfordern:
Alarmsymptome – sofort zum Arzt
- Erbrechen, das länger als 48 Stunden anhält
- Unfähigkeit, Flüssigkeit bei sich zu behalten (Dehydratationsgefahr)
- Blut im Erbrochenen oder kaffeesatzartiges Erbrechen
- Starke Bauchschmerzen oder Krämpfe
- Anzeichen von Dehydratation: trockener Mund, dunkler Urin, Schwindel, Verwirrtheit
- Hohes Fieber über 39°C
- Starke Kopfschmerzen oder Nackensteifigkeit
- Übelkeit nach Kopfverletzung
- Gewichtsverlust durch anhaltende Übelkeit
Zukunft der Antiemetika-Therapie
Die Forschung entwickelt kontinuierlich neue Ansätze zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen. Aktuelle Entwicklungen umfassen:
Neue Wirkstoffklassen
Olanzapin, ursprünglich ein Antipsychotikum, zeigt vielversprechende Ergebnisse bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit. Neuere NK1-Antagonisten mit längerer Wirkdauer und weniger Wechselwirkungen werden entwickelt. Die Forschung an Ghrelin-Rezeptor-Agonisten könnte neue Therapieoptionen eröffnen.
Personalisierte Medizin
Genetische Tests könnten in Zukunft helfen, das Risiko für bestimmte Nebenwirkungen vorherzusagen und die Auswahl des optimalen Antiemetikums zu erleichtern. Pharmakogenomische Ansätze ermöglichen eine individuell angepasste Dosierung.
Neue Darreichungsformen
Transdermale Pflaster, Nasensprays und sublinguale Formulierungen bieten Alternativen für Patienten, die keine Tabletten schlucken können. Langwirksame Depot-Injektionen könnten die Therapietreue verbessern.
Praktische Tipps für den Alltag
Reiseapotheke
Für Reisende empfiehlt sich eine gut ausgestattete Reiseapotheke mit Antiemetika. Dimenhydrinat-Tabletten sollten 30-60 Minuten vor Reiseantritt eingenommen werden. Bei längeren Reisen kann ein Scopolamin-Pflaster sinnvoll sein, das 4-6 Stunden vor Reisebeginn aufgeklebt wird.
Umgang mit Schwangerschaftsübelkeit
Schwangere sollten morgens vor dem Aufstehen etwas Trockenes essen (Zwieback, Kekse). Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt sind besser als drei große. Vitamin B6 (10-25 mg dreimal täglich) kann hilfreich sein. Bei starker Übelkeit sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
Chemotherapie-Patienten
Nehmen Sie Antiemetika prophylaktisch wie verordnet ein, auch wenn Sie sich gut fühlen. Führen Sie ein Tagebuch über Übelkeit und Erbrechen, um mit Ihrem Onkologen die optimale Therapie zu finden. Vermeiden Sie Ihre Lieblingsspeisen während der Chemotherapie, um keine Aversion zu entwickeln.
Häufige Irrtümer über Antiemetika
Irrtum 1: „Antiemetika machen abhängig“
Die meisten Antiemetika haben kein Suchtpotenzial. Lediglich bei cannabinoidhaltigen Präparaten besteht theoretisch ein geringes Abhängigkeitsrisiko, das aber bei bestimmungsgemäßem Gebrauch vernachlässigbar ist.
Irrtum 2: „Je höher die Dosis, desto besser die Wirkung“
Bei vielen Antiemetika gibt es einen Deckeneffekt – eine höhere Dosis bringt keine bessere Wirkung, erhöht aber das Risiko für Nebenwirkungen. Die Kombination verschiedener Antiemetika ist oft effektiver als die Dosissteigerung eines einzelnen Präparats.
Irrtum 3: „Antiemetika sollten nur bei akuter Übelkeit eingenommen werden“
Bei vorhersehbarer Übelkeit (z.B. Chemotherapie) ist eine prophylaktische Einnahme deutlich effektiver als das Abwarten, bis Symptome auftreten.
Irrtum 4: „Pflanzliche Mittel sind immer sicherer als Medikamente“
Auch pflanzliche Präparate können Nebenwirkungen und Wechselwirkungen haben. Die Wirksamkeit ist zudem oft weniger gut belegt als bei zugelassenen Medikamenten.
Kostenübernahme und Verfügbarkeit
Die meisten Antiemetika sind verschreibungspflichtig und werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Einige Präparate gegen Reisekrankheit (z.B. Dimenhydrinat) sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich, müssen aber selbst bezahlt werden. Bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit übernehmen die Krankenkassen in der Regel auch moderne, teurere Präparate wie NK1-Antagonisten.
Fazit
Antiemetika sind unverzichtbare Medikamente zur Behandlung und Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen. Die große Vielfalt an verfügbaren Wirkstoffen ermöglicht eine individuell angepasste Therapie für nahezu jede Situation. Von der Reisekrankheit über Schwangerschaftsübelkeit bis zur Chemotherapie-begleitenden Behandlung stehen effektive Optionen zur Verfügung.
Die richtige Anwendung – oft prophylaktisch und nach festem Zeitplan – ist entscheidend für den Therapieerfolg. Nebenwirkungen sind meist gut beherrschbar und sollten gegen den erheblichen Gewinn an Lebensqualität abgewogen werden. Die Kombination von medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen bietet die besten Erfolgsaussichten.
Wichtig ist, dass anhaltende oder schwere Übelkeit immer ärztlich abgeklärt wird, da sie auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen kann. Mit der richtigen Diagnose und Behandlung lassen sich jedoch die meisten Fälle von Übelkeit und Erbrechen heute erfolgreich behandeln, sodass Betroffene ihre Lebensqualität zurückgewinnen können.
Was sind Antiemetika und wie wirken sie?
Antiemetika sind Medikamente, die gezielt gegen Übelkeit und Erbrechen eingesetzt werden. Sie wirken hauptsächlich im Brechzentrum des Gehirns und blockieren verschiedene Rezeptoren (wie Serotonin-, Dopamin- oder Histamin-Rezeptoren), die für die Auslösung dieser Symptome verantwortlich sind. Je nach Wirkstoffklasse greifen sie an unterschiedlichen Stellen im Körper an und können so verschiedene Ursachen von Übelkeit behandeln.
Welches Antiemetikum ist bei Reisekrankheit am besten geeignet?
Bei Reisekrankheit sind Antihistaminika wie Dimenhydrinat die erste Wahl, da sie direkt im Gleichgewichtsorgan wirken. Die Einnahme sollte 30-60 Minuten vor Reiseantritt erfolgen. Alternativ eignet sich ein Scopolamin-Pflaster, das 4-6 Stunden vor Reisebeginn aufgeklebt wird und bis zu 72 Stunden wirkt. Beide Optionen können Müdigkeit verursachen, weshalb Vorsicht beim Autofahren geboten ist.
Sind Antiemetika in der Schwangerschaft sicher?
Nicht alle Antiemetika sind in der Schwangerschaft zugelassen. Bei leichter Schwangerschaftsübelkeit werden zunächst nicht-medikamentöse Maßnahmen und Vitamin B6 empfohlen. Bei stärkeren Beschwerden können Antihistaminika wie Doxylamin eingesetzt werden. Ondansetron und Metoclopramid dürfen nur unter strenger ärztlicher Kontrolle verwendet werden. Sprechen Sie immer mit Ihrem Frauenarzt über sichere Behandlungsoptionen.
Wie lange darf man Antiemetika einnehmen?
Die Anwendungsdauer hängt vom Wirkstoff und der Ursache ab. Metoclopramid sollte maximal 5 Tage eingenommen werden, um das Risiko für Bewegungsstörungen zu minimieren. Bei Chemotherapie können Antiemetika über mehrere Zyklen eingesetzt werden. Rezeptfreie Mittel gegen Reisekrankheit können bei Bedarf verwendet werden. Bei Übelkeit, die länger als 48 Stunden anhält, sollte grundsätzlich ein Arzt aufgesucht werden.
Können Antiemetika Nebenwirkungen haben?
Ja, wie alle Medikamente können auch Antiemetika Nebenwirkungen verursachen. Häufig sind Müdigkeit und Schläfrigkeit, besonders bei Antihistaminika. Metoclopramid kann Bewegungsstörungen auslösen, Ondansetron gelegentlich Kopfschmerzen und Verstopfung. Die meisten Nebenwirkungen sind mild und vorübergehend. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist bei bestimmungsgemäßem Gebrauch in der Regel sehr günstig, da Antiemetika die Lebensqualität erheblich verbessern können.
Letzte Bearbeitung am Montag, 1. Dezember 2025 – 12:06 Uhr von Alex, Webmaster von med-nebenwirkungen.de.