Amitriptylin | Saroten | Depression | Schmerzen

Amitriptylin, bekannt unter dem Handelsnamen Saroten, ist ein bewährtes Antidepressivum aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva. Seit Jahrzehnten wird es erfolgreich zur Behandlung von Depressionen und chronischen Schmerzen eingesetzt. Dieser umfassende Ratgeber informiert Sie über Wirkungsweise, Anwendungsgebiete, Dosierung und wichtige Hinweise zu diesem vielseitigen Medikament.

⚕️ Medizinischer Hinweis zu Amitriptylin | Saroten | Depression | Schmerzen

Inhaltsverzeichnis

Die Informationen auf dieser Seite zu Amitriptylin | Saroten | Depression | Schmerzen dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung und ersetzen in keinem Fall die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder Apotheker.

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Was ist Amitriptylin (Saroten)?

Amitriptylin ist ein trizyklisches Antidepressivum (TZA), das seit den 1960er Jahren in der medizinischen Praxis eingesetzt wird. Der bekannteste Handelsname in Deutschland ist Saroten, wobei das Medikament auch unter anderen Markennamen und als Generikum erhältlich ist. Es gehört zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten seiner Klasse und zeichnet sich durch ein breites therapeutisches Spektrum aus.

Wichtige Basisinformationen

  • Wirkstoffklasse: Trizyklisches Antidepressivum (TZA)
  • Zulassung: Seit 1961 auf dem Markt
  • Verschreibungspflicht: Rezeptpflichtig
  • Verfügbare Formen: Tabletten, Tropfen, Injektionslösung
  • Typische Dosierungen: 10 mg, 25 mg, 50 mg, 75 mg

Wirkungsweise von Amitriptylin

Die therapeutische Wirkung von Amitriptylin beruht auf einem komplexen Mechanismus im zentralen Nervensystem. Das Medikament beeinflusst den Stoffwechsel verschiedener Botenstoffe im Gehirn und entfaltet dadurch seine antidepressive und schmerzlindernde Wirkung.

Pharmakologischer Wirkmechanismus

  • Wiederaufnahmehemmung: Blockiert die Rückaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die Nervenzellen
  • Erhöhte Verfügbarkeit: Mehr Botenstoffe stehen im synaptischen Spalt zur Verfügung
  • Rezeptorwirkung: Beeinflusst verschiedene Rezeptorsysteme (H1, M1, Alpha-1)
  • Schmerzmodulation: Verstärkt absteigende schmerzhemmende Bahnen im Rückenmark
  • Wirkeintritt: Antidepressive Wirkung nach 2-4 Wochen, schmerzlindernde Wirkung früher

Pharmakokinetische Eigenschaften

Amitriptylin wird nach oraler Einnahme gut aus dem Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Die Bioverfügbarkeit liegt bei etwa 30-60% aufgrund des First-Pass-Effekts in der Leber. Der Wirkstoff wird in der Leber zu aktivem Nortriptylin metabolisiert, das ebenfalls therapeutisch wirksam ist.

Aufnahme (30-120 Minuten)

Maximale Plasmakonzentration wird 2-12 Stunden nach Einnahme erreicht. Die Aufnahme kann durch Nahrung verzögert, aber nicht vermindert werden.

Verteilung (2-4 Stunden)

Hohe Eiweißbindung von 95%. Gute Verteilung im Körper mit einem großen Verteilungsvolumen. Übertritt die Blut-Hirn-Schranke.

Verstoffwechselung (kontinuierlich)

Metabolisierung in der Leber über Cytochrom-P450-Enzyme (CYP2D6, CYP2C19) zu aktivem Nortriptylin und weiteren Metaboliten.

Ausscheidung (10-28 Stunden Halbwertszeit)

Elimination hauptsächlich über die Nieren. Bei älteren Patienten und Leberfunktionsstörungen verlängerte Halbwertszeit möglich.

Anwendungsgebiete

Amitriptylin wird bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, wobei Depression und chronische Schmerzen die Hauptindikationen darstellen. Die Anwendung erfolgt oft auch außerhalb der offiziellen Zulassung (Off-Label-Use), insbesondere in der Schmerztherapie.

Anwendungsgebiet Dosierung Evidenz
Depression 75-150 mg/Tag Zugelassen, hohe Evidenz
Chronische Schmerzen 10-75 mg/Tag Off-Label, gute Evidenz
Migräneprophylaxe 10-75 mg/Tag Off-Label, mittlere Evidenz
Neuropathische Schmerzen 25-100 mg/Tag Off-Label, hohe Evidenz
Fibromyalgie 10-50 mg/Tag Off-Label, mittlere Evidenz
Spannungskopfschmerz 10-75 mg/Tag Off-Label, gute Evidenz
Reizdarmsyndrom 10-50 mg/Tag Off-Label, mittlere Evidenz

Depression und Angststörungen

Als Antidepressivum ist Amitriptylin besonders bei mittelschweren bis schweren depressiven Episoden wirksam. Die Wirkung tritt typischerweise nach 2-4 Wochen ein. Studien zeigen eine Ansprechrate von etwa 60-70% bei depressiven Patienten. Die sedierende Wirkung kann bei Patienten mit Schlafstörungen zusätzlich von Vorteil sein.

Chronische Schmerzen

In der Schmerztherapie wird Amitriptylin häufig in deutlich niedrigeren Dosierungen als bei Depression eingesetzt. Die schmerzlindernde Wirkung ist unabhängig von der antidepressiven Wirkung und tritt schneller ein. Besonders effektiv ist das Medikament bei neuropathischen Schmerzen, wo es zur Erstlinientherapie gehört.

Schmerztherapie: Besondere Vorteile

  • Niedrige Dosierung: Oft reichen 10-25 mg zur Schmerzlinderung
  • Schneller Wirkeintritt: Schmerzreduktion bereits nach 1-2 Wochen
  • Schlafverbesserung: Zusätzlicher Nutzen bei schmerzbedingten Schlafstörungen
  • Kosteneffektiv: Günstiges Medikament mit guter Wirksamkeit
  • Langzeiterfahrung: Über 60 Jahre klinische Erfahrung

Migräneprophylaxe

Amitriptylin gilt als eines der wirksamsten Medikamente zur Vorbeugung von Migräneattacken. Studien zeigen eine Reduktion der Attackenfrequenz um 50% oder mehr bei etwa 50% der Patienten. Die Behandlung sollte über mindestens 6-12 Monate erfolgen.

Dosierung und Anwendung

Die Dosierung von Amitriptylin muss individuell angepasst werden und hängt stark von der Indikation, dem Alter des Patienten und dem Ansprechen auf die Therapie ab. Eine einschleichende Dosierung ist wichtig, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Depression

Startdosis: 25-50 mg abends

Steigerung: Um 25 mg alle 3-7 Tage

Zieldosis: 75-150 mg/Tag

Maximaldosis: 300 mg/Tag (stationär)

Einnahme: Abends vor dem Schlafengehen

Chronische Schmerzen

Startdosis: 10 mg abends

Steigerung: Um 10 mg wöchentlich

Zieldosis: 25-75 mg/Tag

Maximaldosis: 100 mg/Tag

Einnahme: Abends, 1-2 Stunden vor dem Schlafengehen

Migräneprophylaxe

Startdosis: 10 mg abends

Steigerung: Um 10 mg alle 1-2 Wochen

Zieldosis: 25-75 mg/Tag

Maximaldosis: 100 mg/Tag

Einnahme: Abends als Einzeldosis

Ältere Patienten (>65 Jahre)

Startdosis: 10-25 mg abends

Steigerung: Langsamer, alle 7-14 Tage

Zieldosis: 25-100 mg/Tag

Maximaldosis: 150 mg/Tag

Besonderheit: Erhöhtes Nebenwirkungsrisiko

Wichtige Einnahmehinweise

Die Einnahme sollte möglichst zur gleichen Tageszeit erfolgen, üblicherweise abends aufgrund der sedierenden Wirkung. Die Tabletten können unabhängig von Mahlzeiten eingenommen werden, sollten aber nicht geteilt werden, sofern es sich nicht um teilbare Tabletten handelt.

Praktische Tipps zur Einnahme

  • Zeitpunkt: 1-2 Stunden vor dem Schlafengehen einnehmen
  • Nahrung: Kann mit oder ohne Essen eingenommen werden
  • Vergessene Dosis: Nicht doppelt dosieren, nächste Dosis wie gewohnt
  • Geduld: Volle Wirkung erst nach 2-4 Wochen
  • Regelmäßigkeit: Täglich zur gleichen Zeit für optimale Wirkung
  • Flüssigkeit: Mit ausreichend Wasser (mindestens 200 ml) einnehmen

Therapiedauer

Bei Depression sollte die Behandlung nach Erreichen der Remission noch mindestens 6-12 Monate fortgesetzt werden, um Rückfälle zu vermeiden. Bei chronischen Schmerzen und Migräneprophylaxe kann eine Langzeittherapie über Jahre notwendig sein. Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle ist wichtig.

Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente kann auch Amitriptylin Nebenwirkungen verursachen. Die Häufigkeit und Intensität hängen von der Dosierung ab. Viele Nebenwirkungen sind zu Beginn der Therapie am stärksten ausgeprägt und lassen im Verlauf nach.

30-50% Patienten mit Mundtrockenheit
20-40% Berichten Müdigkeit
15-25% Erleben Gewichtszunahme
10-20% Klagen über Verstopfung

Häufige Nebenwirkungen (>10% der Patienten)

Anticholinerge Effekte

Mundtrockenheit: Sehr häufig, kann durch Kaugummi oder Bonbons gelindert werden

Verstopfung: Häufig, Steigerung der Flüssigkeits- und Ballaststoffzufuhr empfohlen

Verschwommenes Sehen: Besonders zu Therapiebeginn

Harnverhalt: Vor allem bei Männern mit Prostatavergrößerung

Zentralnervöse Effekte

Müdigkeit/Sedierung: Sehr häufig, meist erwünscht bei Einnahme abends

Schwindel: Häufig, besonders beim Aufstehen

Benommenheit: Kann Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen

Konzentrationsstörungen: Besonders zu Beginn der Therapie

Herz-Kreislauf-Effekte

Orthostatische Hypotonie: Blutdruckabfall beim Aufstehen

Herzrhythmusstörungen: Besonders bei höheren Dosen

Tachykardie: Beschleunigter Herzschlag

EKG-Veränderungen: QT-Zeit-Verlängerung möglich

Stoffwechsel

Gewichtszunahme: Durch gesteigerten Appetit, häufig 2-5 kg

Gesteigerter Appetit: Besonders Heißhunger auf Süßes

Blutzuckerveränderungen: Selten, bei Diabetikern beachten

Sexualfunktion

Libidoverlust: Bei längerer Anwendung möglich

Erektionsstörungen: Bei Männern nicht selten

Orgasmusstörungen: Verzögert oder erschwert

Weitere Effekte

Schwitzen: Vermehrtes Schwitzen, besonders nachts

Tremor: Leichtes Zittern der Hände

Hautausschlag: Selten, bei Auftreten Arzt informieren

Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen

Notfallsituationen – Sofort Arzt kontaktieren bei:

  • Herzrhythmusstörungen: Starkes Herzrasen, Herzstolpern, Brustschmerzen
  • Krampfanfälle: Besonders bei Patienten mit Epilepsie-Risiko
  • Engwinkelglaukom: Plötzliche Augenschmerzen, Sehverschlechterung
  • Allergische Reaktionen: Schwellungen, Atemnot, Hautausschlag
  • Leberfunktionsstörungen: Gelbfärbung der Haut, dunkler Urin
  • Suizidgedanken: Besonders zu Beginn der Therapie bei jungen Erwachsenen
  • Serotonin-Syndrom: Verwirrtheit, Fieber, Muskelzuckungen (bei Kombination mit anderen serotonergen Medikamenten)

Nebenwirkungsmanagement

Viele Nebenwirkungen lassen sich durch einfache Maßnahmen lindern oder vermeiden. Eine langsame Dosissteigerung reduziert das Risiko deutlich. Bei anhaltenden oder belastenden Nebenwirkungen sollte immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.

Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen

Es gibt verschiedene Situationen, in denen Amitriptylin nicht angewendet werden darf oder nur unter besonderer Vorsicht eingesetzt werden sollte. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt ist essentiell.

Absolute Kontraindikationen

  • Akuter Herzinfarkt (innerhalb der letzten 6 Monate)
  • Hochgradige Herzrhythmusstörungen
  • Engwinkelglaukom
  • Harnverhalt
  • Akute Vergiftungen mit ZNS-dämpfenden Substanzen
  • Gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern (14 Tage Abstand erforderlich)
  • Bekannte Überempfindlichkeit gegen Amitriptylin
  • Paralytischer Ileus

Relative Kontraindikationen

Besondere Patientengruppen

  • Schwangerschaft: Nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung
  • Stillzeit: Übertritt in die Muttermilch, Abstillen erwägen
  • Kinder/Jugendliche: Nicht zugelassen unter 18 Jahren
  • Ältere Patienten: Erhöhtes Sturzrisiko, niedrigere Dosierung
  • Leberfunktionsstörung: Dosisanpassung erforderlich
  • Nierenfunktionsstörung: Vorsicht bei schwerer Einschränkung

Schwangerschaft und Stillzeit

Amitriptylin sollte während der Schwangerschaft nur eingesetzt werden, wenn der potenzielle Nutzen das Risiko für das ungeborene Kind überwiegt. Studien zeigen kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko, jedoch können Anpassungsstörungen beim Neugeborenen auftreten. In der Stillzeit geht Amitriptylin in die Muttermilch über, weshalb eine Stillpause oder das Abstillen in Erwägung gezogen werden sollte.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Amitriptylin kann mit zahlreichen anderen Medikamenten interagieren. Einige Wechselwirkungen können gefährlich sein und erfordern besondere Vorsichtsmaßnahmen oder Dosisanpassungen.

Wichtige Arzneimittelinteraktionen

⚠️ Gefährliche Kombinationen (kontraindiziert)

  • MAO-Hemmer: Mindestens 14 Tage Abstand erforderlich, Risiko eines Serotonin-Syndroms
  • Linezolid: Antibiotikum mit MAO-hemmender Wirkung
  • Cisaprid: Erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen
  • Terfenadin/Astemizol: QT-Zeit-Verlängerung

⚠️ Vorsichtige Kombination erforderlich

  • Andere Antidepressiva (SSRI, SNRI): Erhöhtes Serotonin-Syndrom-Risiko, verstärkte Nebenwirkungen
  • Neuroleptika: Verstärkung anticholinerger und sedierender Effekte
  • Antikoagulanzien: Verstärkte blutverdünnende Wirkung möglich
  • Antiarrhythmika: Additive Effekte auf die Herzfunktion
  • Tramadol: Erhöhtes Krampfrisiko
  • Alkohol: Verstärkte sedierende Wirkung
  • Benzodiazepine: Verstärkte Sedierung
  • Anticholinergika: Verstärkung anticholinerger Nebenwirkungen

Enzyminduktoren und -inhibitoren

Interaktionen mit Nahrungsmitteln und Genussmitteln

Alkohol sollte während der Behandlung mit Amitriptylin vermieden werden, da die sedierende Wirkung stark verstärkt wird. Grapefruitsaft kann den Abbau von Amitriptylin hemmen und zu erhöhten Blutspiegeln führen. Koffein kann die Wirkung abschwächen, sollte aber nicht übermäßig konsumiert werden.

Absetzen von Amitriptylin

Ein plötzliches Absetzen von Amitriptylin kann zu Entzugssymptomen führen. Daher ist ein schrittweises Ausschleichen über mehrere Wochen unbedingt erforderlich. Die Dosisreduktion sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Mögliche Absetzerscheinungen

  • Grippeartige Symptome: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Schlafstörungen: Schlaflosigkeit, lebhafte Träume, Alpträume
  • Psychische Symptome: Reizbarkeit, Angst, Stimmungsschwankungen
  • Neurologische Symptome: Schwindel, Kribbeln, Kopfschmerzen
  • Unruhe: Innere Anspannung, Nervosität

Empfohlenes Ausschleichschema

Woche 1-2: Reduktion um 25%

Bei einer Dosis von 100 mg: Reduktion auf 75 mg täglich. Beobachtung auf Absetzerscheinungen. Bei guter Verträglichkeit Fortsetzung der Reduktion.

Woche 3-4: Weitere Reduktion um 25%

Reduktion auf 50 mg täglich. Weiterhin auf Symptome achten. Bei Auftreten von Beschwerden Dosisreduktion verlangsamen.

Woche 5-6: Reduktion auf niedrige Dosis

Reduktion auf 25 mg täglich. Diese Phase ist besonders wichtig, da hier Absetzerscheinungen häufiger auftreten.

Woche 7-8: Finale Reduktion

Reduktion auf 10 mg für einige Tage, dann komplettes Absetzen. Bei Langzeittherapie kann dieser Prozess länger dauern.

Wichtige Hinweise beim Absetzen

Das Absetzen sollte niemals ohne ärztliche Rücksprache erfolgen. Bei Depression besteht nach dem Absetzen ein erhöhtes Rückfallrisiko, weshalb engmaschige Kontrollen wichtig sind. Wenn schwere Absetzerscheinungen auftreten, kann eine langsamere Dosisreduktion oder eine vorübergehende Rückkehr zur letzten verträglichen Dosis notwendig sein.

Überdosierung und Notfallmaßnahmen

Eine Überdosierung mit Amitriptylin ist potenziell lebensbedrohlich und erfordert sofortige medizinische Hilfe. Bereits bei Verdacht auf eine Überdosierung sollte umgehend der Notarzt (112) verständigt werden.

🚨 Symptome einer Überdosierung

  • Herz-Kreislauf: Schwere Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Herzstillstand
  • Zentralnervös: Starke Sedierung bis Koma, Krampfanfälle, Verwirrtheit
  • Anticholinerg: Extreme Mundtrockenheit, erweiterte Pupillen, Fieber
  • Atemwege: Atemdepression, Atemstillstand
  • Weitere: Harnverhalt, Darmlähmung, Hyperthermie

Toxische Dosis: Ab etwa 500 mg (etwa 10 Tabletten à 50 mg) bei Erwachsenen, bei Kindern deutlich niedriger

Lebensbedrohliche Dosis: Ab 1000-2000 mg

Notfallmaßnahmen

Bei vermuteter Überdosierung erfolgt die Behandlung intensivmedizinisch mit Magenspülung (wenn innerhalb von 1-2 Stunden nach Einnahme), Gabe von Aktivkohle, EKG-Monitoring, und gegebenenfalls Gabe von Natriumbicarbonat zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Eine Überwachung sollte mindestens 24-48 Stunden erfolgen.

Langzeittherapie und Kontrollen

Bei einer Langzeitbehandlung mit Amitriptylin sind regelmäßige ärztliche Kontrollen notwendig, um die Wirksamkeit zu überprüfen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Empfohlene Kontrolluntersuchungen

Untersuchung Vor Therapiebeginn Während der Therapie
EKG Bei allen Patienten Bei Dosiserhöhung, bei Herzpatienten regelmäßig
Blutdruck Ja Regelmäßig, besonders zu Beginn
Leberwerte Empfohlen Alle 6-12 Monate
Blutbild Empfohlen Bei Verdacht auf Störungen
Gewicht Ja Regelmäßig
Augeninnendruck Bei Risikopatienten Bei Symptomen

Langzeitwirkungen und Risiken

Bei Langzeitanwendung über Jahre können zusätzliche Aspekte relevant werden. Eine Gewichtszunahme von durchschnittlich 2-5 kg ist nicht ungewöhnlich. Das Risiko für Karies kann durch Mundtrockenheit erhöht sein, weshalb besondere Mundhygiene wichtig ist. Bei älteren Patienten kann das Sturzrisiko durch Schwindel und Sedierung erhöht sein.

Alternativen zu Amitriptylin

Wenn Amitriptylin nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen verschiedene Alternativen zur Verfügung. Die Wahl hängt von der Indikation, dem Nebenwirkungsprofil und individuellen Patientenfaktoren ab.

Alternative Antidepressiva

SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)

Beispiele: Citalopram, Sertralin, Escitalopram

Vorteile: Besser verträglich, weniger Nebenwirkungen

Nachteile: Keine schmerzlindernde Wirkung

SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer)

Beispiele: Venlafaxin, Duloxetin

Vorteile: Auch bei Schmerzen wirksam

Nachteile: Kann Blutdruck erhöhen

Andere TZA

Beispiele: Nortriptylin, Doxepin, Clomipramin

Vorteile: Ähnliche Wirksamkeit

Nachteile: Ähnliches Nebenwirkungsprofil

Mirtazapin

Wirkung: Noradrenerges und spezifisch serotonerges Antidepressivum

Vorteile: Gut bei Schlafstörungen

Nachteile: Gewichtszunahme, Sedierung

Alternativen in der Schmerztherapie

Für chronische Schmerzen stehen verschiedene Alternativen zur Verfügung: Duloxetin (zugelassen für diabetische Neuropathie), Pregabalin und Gabapentin (bei neuropathischen Schmerzen), sowie topische Behandlungen wie Capsaicin-Pflaster. Auch nicht-medikamentöse Therapien wie Physiotherapie, Psychotherapie und Entspannungsverfahren sollten in Betracht gezogen werden.

Praktische Tipps für Patienten

Erfolgreiche Therapie mit Amitriptylin

  • Geduld haben: Die volle Wirkung entwickelt sich erst nach 2-4 Wochen
  • Regelmäßige Einnahme: Täglich zur gleichen Zeit für optimale Blutspiegel
  • Nebenwirkungen dokumentieren: Tagebuch führen, um Muster zu erkennen
  • Arzttermine wahrnehmen: Regelmäßige Kontrollen sind wichtig
  • Nicht eigenmächtig absetzen: Immer Rücksprache mit dem Arzt halten
  • Vorsicht bei Autofahren: Besonders zu Beginn kann die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt sein
  • Alkohol meiden: Verstärkt die sedierende Wirkung erheblich
  • Mundtrockenheit lindern: Zuckerfreie Bonbons, häufiges Trinken
  • Sturzprophylaxe: Langsam aufstehen, Stolperfallen beseitigen
  • Gewichtskontrolle: Gesunde Ernährung und Bewegung

Wann sollten Sie Ihren Arzt kontaktieren?

Suchen Sie ärztlichen Rat bei: anhaltenden oder schweren Nebenwirkungen, Auftreten neuer Symptome, Verschlechterung der Depression oder Schmerzen, Suizidgedanken, Herzrhythmusstörungen, allergischen Reaktionen, oder wenn Sie schwanger werden möchten oder schwanger sind.

Zusammenfassung

Amitriptylin (Saroten) ist ein bewährtes und vielseitiges Medikament zur Behandlung von Depressionen und chronischen Schmerzen. Mit über 60 Jahren klinischer Erfahrung hat es sich als wirksam erwiesen, erfordert aber aufgrund des Nebenwirkungsprofils eine sorgfältige Überwachung. Die richtige Dosierung, langsame Eindosierung und regelmäßige ärztliche Kontrollen sind Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Therapie.

Trotz der Verfügbarkeit neuerer Antidepressiva bleibt Amitriptylin aufgrund seiner guten Wirksamkeit, insbesondere bei chronischen Schmerzen und Migräne, eine wichtige Therapieoption. Die Entscheidung für oder gegen Amitriptylin sollte immer individuell unter Berücksichtigung von Nutzen und Risiken getroffen werden.

Wichtigste Punkte im Überblick

  • Wirksam bei Depression, chronischen Schmerzen und Migräneprophylaxe
  • Einschleichende Dosierung reduziert Nebenwirkungen
  • Häufigste Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Müdigkeit, Gewichtszunahme
  • Nicht plötzlich absetzen – Ausschleichen erforderlich
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen notwendig
  • Vorsicht bei Herzerkrankungen und in höherem Lebensalter
  • Wechselwirkungen mit vielen anderen Medikamenten möglich
  • Geduld erforderlich – volle Wirkung nach 2-4 Wochen

Haftungsausschluss: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und ersetzt nicht die persönliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte immer einen Arzt. Setzen Sie verschriebene Medikamente niemals ohne ärztliche Rücksprache ab.

Was ist Amitriptylin und wofür wird es eingesetzt?

Amitriptylin ist ein trizyklisches Antidepressivum, das hauptsächlich zur Behandlung von mittelschweren bis schweren Depressionen eingesetzt wird. Darüber hinaus wird es häufig bei chronischen Schmerzen, neuropathischen Schmerzen, Migräneprophylaxe und Fibromyalgie verwendet. Die schmerzlindernde Wirkung tritt bereits bei niedrigeren Dosierungen ein als die antidepressive Wirkung.

Wie lange dauert es, bis Amitriptylin wirkt?

Bei Depression tritt die volle therapeutische Wirkung erst nach 2-4 Wochen regelmäßiger Einnahme ein. Bei chronischen Schmerzen kann eine Besserung bereits nach 1-2 Wochen spürbar sein. Die sedierende Wirkung macht sich hingegen bereits am ersten Abend bemerkbar. Geduld ist daher bei der Therapie mit Amitriptylin besonders wichtig.

Welche Nebenwirkungen hat Amitriptylin am häufigsten?

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit (30-50% der Patienten), Müdigkeit und Sedierung, Verstopfung, Schwindel beim Aufstehen, verschwommenes Sehen und Gewichtszunahme. Viele dieser Nebenwirkungen sind zu Beginn der Therapie am stärksten und lassen im Verlauf nach. Eine langsame Dosissteigerung kann helfen, Nebenwirkungen zu reduzieren.

Kann man Amitriptylin einfach absetzen?

Nein, Amitriptylin darf niemals plötzlich abgesetzt werden. Ein abruptes Absetzen kann zu Entzugssymptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen führen. Das Medikament muss über mehrere Wochen schrittweise ausgeschlichen werden, wobei die Dosis alle 1-2 Wochen um etwa 25% reduziert wird. Dies sollte immer in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

In welcher Dosierung wird Amitriptylin bei Schmerzen eingesetzt?

Bei chronischen Schmerzen werden deutlich niedrigere Dosierungen als bei Depression verwendet. Typischerweise beginnt man mit 10 mg abends und steigert wöchentlich um 10 mg bis zur wirksamen Dosis von meist 25-75 mg täglich. Diese niedrigere Dosierung führt zu weniger Nebenwirkungen, während die schmerzlindernde Wirkung bereits eintritt. Die Einnahme erfolgt üblicherweise 1-2 Stunden vor dem Schlafengehen.


Letzte Bearbeitung am Sonntag, 30. November 2025 – 8:07 Uhr von Alex, Webmaster von med-nebenwirkungen.de.

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