Angina pectoris ist ein medizinischer Zustand, der durch anfallsartige Schmerzen oder ein Engegefühl in der Brust gekennzeichnet ist. Diese Beschwerden entstehen, wenn das Herz nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird – meist aufgrund verengter Herzkranzgefäße. In Deutschland leiden schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Menschen an dieser Form der koronaren Herzkrankheit. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, um schwerwiegende Folgen wie einen Herzinfarkt zu verhindern. Dieser Artikel bietet Ihnen umfassende Informationen über Ursachen, Symptome, Diagnose und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Angina pectoris.
⚕️ Medizinischer Hinweis zu Angina pectoris | Brustenge | Schmerzen durch Minderdurchblutung des Herzens
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Was ist Angina pectoris?
Angina pectoris, auch als Brustenge bezeichnet, ist ein Symptomkomplex der koronaren Herzkrankheit (KHK). Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Brustenge“ oder „Herzbedrängnis“. Es handelt sich um anfallsartige Schmerzen oder ein Druckgefühl im Brustbereich, das entsteht, wenn der Herzmuskel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
Diese Minderdurchblutung des Herzens wird medizinisch als Myokardischämie bezeichnet. Sie tritt typischerweise auf, wenn die Herzkranzgefäße (Koronararterien) durch Ablagerungen verengt sind – ein Prozess, der als Arteriosklerose bekannt ist. Bei körperlicher Anstrengung oder emotionalem Stress steigt der Sauerstoffbedarf des Herzens, doch die verengten Gefäße können nicht genügend Blut nachliefern.
Angina pectoris in Zahlen
Formen der Angina pectoris
Die Angina pectoris wird in verschiedene Formen unterteilt, die sich in ihrer Schwere, ihrem Auftreten und ihrer Prognose unterscheiden. Die korrekte Klassifizierung ist wichtig für die Wahl der richtigen Behandlungsstrategie.
Stabile Angina pectoris
Die häufigste Form tritt vorhersehbar bei körperlicher Belastung oder Stress auf. Die Beschwerden sind gleichbleibend und lassen in Ruhe oder nach Einnahme von Nitroglycerin innerhalb von Minuten nach. Diese Form ist gut behandelbar und hat bei konsequenter Therapie eine relativ günstige Prognose.
Charakteristika: Vorhersehbar, belastungsabhängig, kurze Dauer (3-5 Minuten), reagiert gut auf Nitrate.
Instabile Angina pectoris
Eine gefährliche Form, die als medizinischer Notfall gilt. Die Beschwerden treten unerwartet auf, auch in Ruhe, werden stärker oder häufiger und sprechen schlechter auf Medikamente an. Sie kann Vorbote eines Herzinfarkts sein und erfordert sofortige ärztliche Behandlung.
Charakteristika: Unvorhersehbar, auch in Ruhe, zunehmende Intensität, längere Dauer, schlechtes Ansprechen auf Nitrate.
Prinzmetal-Angina (Vasospastische Angina)
Eine seltene Form, die durch Verkrampfungen der Herzkranzgefäße verursacht wird, ohne dass zwingend Verengungen vorliegen müssen. Sie tritt typischerweise nachts oder in den frühen Morgenstunden auf und kann auch bei jüngeren Menschen ohne klassische Risikofaktoren vorkommen.
Charakteristika: Nächtliches Auftreten, Gefäßkrämpfe, oft ohne Arteriosklerose, spricht auf Kalziumantagonisten an.
Symptome und Beschwerden
Die Symptome der Angina pectoris können von Person zu Person variieren, folgen aber typischen Mustern. Das Erkennen dieser Warnsignale ist entscheidend für eine rechtzeitige Behandlung.
Klassische Brustschmerzen
Ein drückendes, brennendes oder einschnürendes Gefühl hinter dem Brustbein. Viele Patienten beschreiben es als „ein Elefant sitzt auf meiner Brust“ oder „ein eiserner Ring schnürt die Brust ein“. Der Schmerz tritt typischerweise bei Belastung auf.
Ausstrahlende Schmerzen
Die Beschwerden können in den linken Arm, den Unterkiefer, den Hals, den Rücken oder den Oberbauch ausstrahlen. Bei Frauen ist die Ausstrahlung in den Rücken oder Kiefer häufiger als bei Männern.
Atemnot
Kurzatmigkeit oder das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen, besonders bei körperlicher Anstrengung. Dies entsteht, weil das Herz nicht effizient genug pumpen kann, wenn es selbst unterversorgt ist.
Begleitsymptome
Kalter Schweiß, Übelkeit, Schwächegefühl, Schwindel oder Angstgefühle können die Brustschmerzen begleiten. Diese vegetativen Symptome sind Zeichen der Stressreaktion des Körpers.
Atypische Symptome bei Frauen
Frauen erleben häufiger untypische Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, Oberbauchbeschwerden oder Kurzatmigkeit ohne deutliche Brustschmerzen. Dies führt oft zu verzögerter Diagnose.
Schmerzlose Ischämie
Bei etwa 25% der Patienten, besonders bei Diabetikern, kann eine Minderdurchblutung des Herzens ohne Schmerzen auftreten. Dies ist besonders gefährlich, da Warnsignale fehlen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Hauptursache der Angina pectoris ist die Arteriosklerose der Herzkranzgefäße. Dabei lagern sich Fette, Kalk und Bindegewebe in den Gefäßwänden ab und bilden Plaques, die den Blutfluss behindern. Wenn die Verengung einen kritischen Grad erreicht (meist über 70%), kann bei erhöhtem Sauerstoffbedarf eine Angina pectoris auftreten.
Beeinflussbare Risikofaktoren
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Einige Faktoren erhöhen das Risiko für Angina pectoris, können aber nicht verändert werden:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an, besonders ab 65 Jahren
- Geschlecht: Männer sind häufiger betroffen, Frauen holen nach den Wechseljahren auf
- Genetische Veranlagung: Familiäre Häufung von Herzerkrankungen erhöht das eigene Risiko
- Ethnische Zugehörigkeit: Bestimmte Bevölkerungsgruppen haben ein erhöhtes Risiko
Diagnose der Angina pectoris
Eine gründliche Diagnostik ist entscheidend, um die Angina pectoris zu bestätigen, ihre Schwere einzuschätzen und andere Ursachen für Brustschmerzen auszuschließen. Die Diagnose erfolgt in mehreren Schritten.
Diagnostische Verfahren
Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt erfragt detailliert die Beschwerden, deren Auftreten und Dauer sowie Risikofaktoren. Die körperliche Untersuchung umfasst Abhören von Herz und Lunge, Blutdruckmessung und Pulskontrolle.
Ruhe-EKG (Elektrokardiogramm)
Zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf. Während eines Angina-Anfalls zeigen sich typische Veränderungen. Im beschwerdefreien Intervall kann das EKG aber auch normal sein.
Belastungs-EKG (Ergometrie)
Der Patient trainiert auf einem Fahrrad oder Laufband, während kontinuierlich ein EKG geschrieben wird. So können belastungsabhängige Durchblutungsstörungen sichtbar gemacht werden. Die Untersuchung zeigt auch die Leistungsfähigkeit des Herzens.
Echokardiographie (Herzultraschall)
Ermöglicht die Beurteilung der Herzstruktur, der Pumpfunktion und der Herzklappen. Unter Belastung oder nach Medikamentengabe können Wandbewegungsstörungen sichtbar werden.
Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie)
Der Goldstandard zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Über einen Katheter wird Kontrastmittel in die Gefäße gespritzt und unter Röntgendurchleuchtung werden Verengungen exakt lokalisiert und quantifiziert. Dies ist besonders wichtig vor geplanten Interventionen.
Myokardszintigraphie
Ein nuklearmedizinisches Verfahren, bei dem die Durchblutung des Herzmuskels in Ruhe und unter Belastung mit radioaktiv markierten Substanzen dargestellt wird. Minderdurchblutete Bereiche werden sichtbar.
Kardio-CT und Kardio-MRT
Moderne bildgebende Verfahren, die nicht-invasiv die Herzkranzgefäße darstellen können. Besonders geeignet zur Beurteilung von Verkalkungen und zur Ausschlussdiagnostik bei niedrigem bis mittlerem Risiko.
Laboruntersuchungen
Bluttests zur Bestimmung von Cholesterin, Blutzucker, Nierenwerten und Entzündungsmarkern. Bei akuten Beschwerden werden Herzenzyme (Troponin) gemessen, um einen Herzinfarkt auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie der Angina pectoris verfolgt mehrere Ziele: Linderung der Beschwerden, Verbesserung der Lebensqualität, Verhinderung von Herzinfarkten und Verlängerung der Lebenserwartung. Die Behandlung kombiniert verschiedene Ansätze.
Medikamentöse Therapie
Nitrate
Erweitern die Blutgefäße und verbessern die Durchblutung des Herzens. Schnellwirksames Nitroglycerin (Spray oder Kapsel) wird bei akuten Anfällen eingesetzt und wirkt innerhalb von 1-2 Minuten. Langwirksame Nitrate dienen der Vorbeugung.
Betablocker
Senken Herzfrequenz und Blutdruck, wodurch der Sauerstoffbedarf des Herzens reduziert wird. Sie schützen das Herz vor Überlastung und verringern das Risiko für Herzinfarkte und plötzlichen Herztod.
Kalziumantagonisten
Erweitern die Gefäße und senken den Blutdruck. Besonders wirksam bei vasospastischer Angina. Sie können mit Betablockern kombiniert werden.
Thrombozytenaggregationshemmer
ASS (Aspirin) oder andere Blutverdünner wie Clopidogrel verhindern die Verklumpung von Blutplättchen und reduzieren so das Risiko für Blutgerinnsel und Herzinfarkte um etwa 25%.
Statine
Senken den Cholesterinspiegel und stabilisieren arteriosklerotische Plaques. Sie reduzieren das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse deutlich und sind Basistherapie bei KHK.
ACE-Hemmer / AT1-Blocker
Senken den Blutdruck und schützen Herz und Gefäße. Besonders wichtig bei Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herzinsuffizienz oder nach Herzinfarkt.
Interventionelle und chirurgische Therapie
Perkutane Koronarintervention (PCI / Stent)
Bei hochgradigen Verengungen kann über einen Katheter ein Ballon in die verengte Stelle vorgeschoben und aufgedehnt werden. Anschließend wird meist ein Stent (Gefäßstütze) eingesetzt, der das Gefäß offen hält. Moderne medikamentenbeschichtete Stents reduzieren das Risiko erneuter Verengungen auf unter 5%.
Vorteile: Minimal-invasiv, kurzer Krankenhausaufenthalt (2-3 Tage), schnelle Erholung, hohe Erfolgsrate von über 95%.
Bypass-Operation (Koronare Bypass-Chirurgie)
Bei ausgedehnten Verengungen oder Verschlüssen mehrerer Herzkranzgefäße wird eine Umgehung (Bypass) angelegt. Dabei werden körpereigene Gefäße (meist aus Bein oder Brustwand) verwendet, um die verengten Stellen zu überbrücken.
Indikationen: Hauptstammverengung, Mehrgefäßerkrankung, Diabetes mit komplexen Befunden, nicht für PCI geeignete Verengungen.
Lebensstilmodifikation
Rauchstopp
Das Wichtigste überhaupt! Rauchen verdoppelt bis verdreifacht das Risiko für Herzinfarkt. Nach einem Rauchstopp sinkt das Risiko bereits nach einem Jahr deutlich und nähert sich nach 3-5 Jahren dem von Nichtrauchern an.
Herzgesunde Ernährung
Mediterrane Kost mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Fisch, Olivenöl und Nüssen. Reduzierung von gesättigten Fetten, Transfetten, Salz und Zucker. Dies senkt Cholesterin und Blutdruck.
Regelmäßige Bewegung
Mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche (z.B. zügiges Gehen, Radfahren, Schwimmen). Bewegung stärkt das Herz, senkt Blutdruck und Cholesterin und verbessert die Lebensqualität.
Gewichtsreduktion
Bei Übergewicht kann bereits eine Reduktion um 5-10% des Körpergewichts Blutdruck, Blutzucker und Blutfette deutlich verbessern. Ideal ist ein BMI zwischen 20 und 25.
Stressmanagement
Chronischer Stress belastet das Herz-Kreislauf-System. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen.
Rehabilitation
Eine kardiologische Rehabilitation nach akuten Ereignissen oder Eingriffen ist sehr wichtig. Sie kombiniert Bewegungstherapie, Schulung und psychologische Unterstützung und verbessert die Prognose nachweislich.
Prognose und Verlauf
Die Prognose bei Angina pectoris hängt von mehreren Faktoren ab: Ausmaß der Gefäßverengungen, Pumpfunktion des Herzens, Begleiterkrankungen und konsequente Therapietreue. Bei stabiler Angina pectoris mit optimaler Behandlung ist die Prognose gut – die jährliche Rate für Herzinfarkte liegt bei 1-3%, für kardiovaskulären Tod bei etwa 1%.
Prognostische Faktoren
Günstige Faktoren:
- Stabile Angina mit guter Belastbarkeit
- Normale Herzfunktion (Auswurffraktion über 50%)
- Ein- oder Zweigefäßerkrankung
- Gute Einstellung der Risikofaktoren
- Konsequente Medikamenteneinnahme
- Gesunder Lebensstil
Ungünstige Faktoren:
- Instabile Angina pectoris
- Eingeschränkte Herzfunktion
- Hauptstammverengung oder Dreigefäßerkrankung
- Diabetes mellitus
- Fortgesetztes Rauchen
- Hohes Alter
- Mehrere Begleiterkrankungen
Komplikationen
Unbehandelt oder bei instabilem Verlauf kann die Angina pectoris zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
Akuter Herzinfarkt
Die gefährlichste Komplikation: Ein instabiler Plaque reißt ein, es bildet sich ein Blutgerinnsel, das das Gefäß komplett verschließt. Herzmuskelgewebe stirbt ab. Jährlich erleiden in Deutschland etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt, etwa 50.000 versterben daran.
Herzrhythmusstörungen
Durch die Minderdurchblutung können gefährliche Rhythmusstörungen entstehen, die bis zum plötzlichen Herztod führen können. Besonders bei instabiler Angina ist das Risiko erhöht.
Herzinsuffizienz
Bei chronischer Minderdurchblutung kann das Herz dauerhaft geschwächt werden und eine Herzschwäche entwickeln. Dies führt zu Atemnot, Wassereinlagerungen und stark eingeschränkter Belastbarkeit.
⚠️ Wann zum Notarzt? – Notruf 112
Rufen Sie sofort den Notarzt bei:
- Erstmalig auftretenden Brustschmerzen
- Brustschmerzen, die länger als 5 Minuten andauern
- Schmerzen, die stärker sind als gewohnt
- Schmerzen, die in Ruhe auftreten
- Schmerzen, die nicht auf Nitrate ansprechen
- Begleitsymptomen wie Atemnot, Übelkeit, Schwäche, kaltem Schweiß
- Bewusstlosigkeit oder Kollaps
Zeit ist Herzmuskel! Je schneller die Behandlung beginnt, desto mehr Herzmuskel kann gerettet werden.
Leben mit Angina pectoris
Eine Diagnose Angina pectoris bedeutet nicht das Ende eines aktiven Lebens. Mit konsequenter Behandlung und Anpassung des Lebensstils können die meisten Patienten ein weitgehend normales Leben führen.
Praktische Alltagstipps
Medikamente immer griffbereit
Tragen Sie Ihr Nitrat-Spray oder Ihre Kapseln immer bei sich. Prüfen Sie regelmäßig das Verfallsdatum. Informieren Sie Familie und Freunde über Ihre Erkrankung und wo Sie Ihre Notfallmedikamente aufbewahren.
Belastung dosieren
Steigern Sie körperliche Aktivitäten langsam. Vermeiden Sie plötzliche intensive Anstrengungen, besonders bei Kälte. Machen Sie Pausen, wenn Beschwerden auftreten.
Kälte meiden
Kalte Luft kann Angina-Anfälle auslösen. Schützen Sie sich im Winter mit Schal vor dem Mund und vermeiden Sie längere Aufenthalte in der Kälte.
Schwere Mahlzeiten vermeiden
Große, fettreiche Mahlzeiten belasten das Herz-Kreislauf-System. Essen Sie lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.
Regelmäßige Kontrollen
Nehmen Sie alle empfohlenen Kontrolltermine wahr. Regelmäßige Untersuchungen helfen, Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen und die Therapie anzupassen.
Psychische Unterstützung
Ängste und Depressionen sind bei Herzpatienten häufig. Scheuen Sie sich nicht, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Selbsthilfegruppen bieten wertvollen Austausch mit anderen Betroffenen.
Beruf und Reisen
Bei stabiler Angina pectoris ist in den meisten Fällen eine Berufstätigkeit möglich, eventuell mit Einschränkungen bei körperlich sehr belastenden Tätigkeiten. Reisen sind grundsätzlich möglich, sollten aber mit dem Arzt besprochen werden. Wichtig ist eine ausreichende Medikamentenversorgung und eine Reisekrankenversicherung.
Vorbeugung und Früherkennung
Die beste Behandlung ist die Vorbeugung. Viele Fälle von Angina pectoris könnten durch einen herzgesunden Lebensstil verhindert werden.
Präventionsstrategien
Primärprävention (bevor Erkrankungen auftreten): Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Nichtrauchen, Stressreduktion, Normalgewicht, regelmäßige Gesundheitschecks ab 35 Jahren.
Sekundärprävention (bei bestehender Erkrankung): Konsequente Medikamenteneinnahme, optimale Einstellung von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker, Teilnahme an Herzgruppen, regelmäßige kardiologische Kontrollen.
Gesundheitschecks
Ab dem 35. Lebensjahr haben gesetzlich Versicherte alle drei Jahre Anspruch auf einen Gesundheitscheck. Dabei werden wichtige Risikofaktoren erfasst:
- Blutdruck
- Cholesterin (Gesamt, LDL, HDL)
- Blutzucker
- Body-Mass-Index
- Familienanamnese
Bei erhöhtem Risiko können zusätzliche Untersuchungen sinnvoll sein.
Neueste Entwicklungen und Forschung
Die Kardiologie entwickelt sich ständig weiter. Aktuelle Forschungsschwerpunkte umfassen:
Neue Medikamente
PCSK9-Hemmer sind eine neue Medikamentenklasse, die den Cholesterinspiegel sehr effektiv senken – um bis zu 60%. Sie werden bei Patienten eingesetzt, die mit Statinen allein ihre Zielwerte nicht erreichen.
Verbesserte Stent-Technologie
Bioresorbierbare Stents lösen sich nach einiger Zeit auf und hinterlassen ein natürliches Gefäß. Obwohl erste Generationen Probleme hatten, wird intensiv an Verbesserungen geforscht.
Genetische Risikobestimmung
Durch Analyse genetischer Marker kann das individuelle Risiko für Herzerkrankungen immer präziser bestimmt werden, was eine personalisierte Prävention ermöglicht.
Telemedizin und digitale Überwachung
Moderne Wearables und Smartphone-Apps ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung von Herzfrequenz, Blutdruck und EKG. Bei Auffälligkeiten können Patienten und Ärzte frühzeitig reagieren.
Zusammenfassung
Angina pectoris ist ein ernstzunehmendes Warnsignal des Herzens, das auf eine Minderdurchblutung hinweist. Die Erkrankung betrifft Millionen Menschen in Deutschland und kann unbehandelt zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Herzinfarkt führen. Die gute Nachricht: Mit modernen Therapiemöglichkeiten – von Medikamenten über Stents bis zur Bypass-Operation – lässt sich die Erkrankung heute sehr gut behandeln.
Entscheidend für eine günstige Prognose sind die frühzeitige Diagnose, konsequente Behandlung und vor allem die aktive Mitarbeit der Patienten. Lebensstilmodifikationen wie Rauchstopp, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung sind ebenso wichtig wie die Medikamenteneinnahme. Bei stabiler Angina pectoris und optimaler Therapie können die meisten Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen.
Nehmen Sie Warnsignale Ihres Körpers ernst und zögern Sie nicht, bei Brustschmerzen ärztliche Hilfe zu suchen. Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Notarzt rufen – wenn es um das Herz geht, zählt jede Minute.
Was ist der Unterschied zwischen Angina pectoris und einem Herzinfarkt?
Bei Angina pectoris ist die Durchblutung des Herzens vorübergehend eingeschränkt, das Herzmuskelgewebe wird aber nicht dauerhaft geschädigt. Die Beschwerden lassen in Ruhe oder nach Nitratgabe innerhalb weniger Minuten nach. Bei einem Herzinfarkt hingegen ist ein Herzkranzgefäß komplett verschlossen, Herzmuskelgewebe stirbt ab und die Schmerzen halten länger als 20 Minuten an. Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der sofortige Behandlung erfordert.
Wie schnell sollte ein Angina-pectoris-Anfall abklingen?
Bei stabiler Angina pectoris sollten die Beschwerden in Ruhe innerhalb von 3-5 Minuten nachlassen. Nach Einnahme von Nitroglycerin sollte eine Besserung innerhalb von 1-2 Minuten eintreten. Dauern die Schmerzen länger als 5 Minuten an oder verstärken sich trotz Medikamenteneinnahme, sollte sofort der Notarzt unter 112 gerufen werden, da es sich um eine instabile Angina oder einen beginnenden Herzinfarkt handeln könnte.
Kann man mit Angina pectoris Sport treiben?
Ja, regelmäßige körperliche Aktivität ist sogar sehr wichtig und verbessert die Prognose deutlich. Bei stabiler Angina pectoris wird moderates Ausdauertraining empfohlen – mindestens 150 Minuten pro Woche. Geeignet sind Walking, Radfahren, Schwimmen oder spezialisierte Herzgruppen. Die Belastungsintensität sollte individuell mit dem Kardiologen abgestimmt werden und langsam gesteigert werden. Vermeiden Sie plötzliche intensive Anstrengungen und achten Sie auf Warnsignale Ihres Körpers.
Welche Ernährung ist bei Angina pectoris empfehlenswert?
Die mediterrane Ernährung hat sich als besonders herzgesund erwiesen: viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Olivenöl und fetter Fisch (Omega-3-Fettsäuren). Reduzieren Sie gesättigte Fette, Transfette, Salz und Zucker. Konkret bedeutet dies: weniger rotes Fleisch und Wurst, weniger Butter und Sahne, dafür mehr pflanzliche Öle. Diese Ernährungsweise senkt nachweislich Cholesterin, Blutdruck und Entzündungswerte und kann das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um bis zu 30% reduzieren.
Muss man bei Angina pectoris lebenslang Medikamente nehmen?
In den meisten Fällen ja. Die medikamentöse Therapie dient nicht nur der Symptomlinderung, sondern vor allem der Vorbeugung von Herzinfarkten und der Verbesserung der Lebenserwartung. Thrombozytenaggregationshemmer, Statine und oft auch Betablocker sollten dauerhaft eingenommen werden. Selbst nach erfolgreicher Stent-Implantation oder Bypass-Operation bleibt die medikamentöse Therapie wichtig, da die Grunderkrankung (Arteriosklerose) weiterhin besteht. Setzen Sie Medikamente niemals eigenmächtig ab, sondern besprechen Sie Änderungen immer mit Ihrem Kardiologen.
Letzte Bearbeitung am Samstag, 29. November 2025 – 18:20 Uhr von Alex, Webmaster von med-nebenwirkungen.de.