Allergie (Allergien | Heuschnupfen)

Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit und betreffen in Deutschland etwa jeden dritten Erwachsenen. Besonders der Heuschnupfen, medizinisch als allergische Rhinitis bezeichnet, beeinträchtigt Millionen Menschen jährlich in ihrer Lebensqualität. Dieser umfassende Ratgeber erklärt verständlich, was bei einer Allergie im Körper passiert, welche Symptome auftreten können und welche modernen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

⚕️ Medizinischer Hinweis zu Allergie (Allergien | Heuschnupfen)

Inhaltsverzeichnis

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Was ist eine Allergie?

Eine Allergie ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen aus der Umwelt. Diese Substanzen, die als Allergene bezeichnet werden, lösen bei Allergikern eine Immunantwort aus, die zu verschiedenen Beschwerden führt. Das Immunsystem verwechselt dabei harmlose Stoffe wie Pollen, Tierhaare oder Nahrungsmittel mit gefährlichen Eindringlingen und bekämpft diese mit einer unangemessen starken Abwehrreaktion.

Wichtig zu wissen: Bei einer Allergie handelt es sich nicht um eine Schwäche des Immunsystems, sondern im Gegenteil um eine Überreaktion. Das Immunsystem arbeitet zu stark und richtet sich gegen Substanzen, die für den Körper eigentlich keine Gefahr darstellen.

Der allergische Mechanismus

Bei der ersten Begegnung mit einem Allergen wird der Körper sensibilisiert. Das Immunsystem bildet spezifische Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE), die sich an Mastzellen binden. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen docken die Allergene an diese IgE-Antikörper an, wodurch die Mastzellen aktiviert werden und entzündungsfördernde Botenstoffe wie Histamin freisetzen. Diese Botenstoffe sind für die typischen allergischen Symptome verantwortlich.

30%
der Deutschen leiden an Allergien
15 Mio.
Menschen mit Heuschnupfen in Deutschland
20%
aller Kinder sind betroffen
40%
Zunahme in den letzten 20 Jahren

Heuschnupfen – Die häufigste Allergieform

Der Heuschnupfen, medizinisch als allergische Rhinitis bezeichnet, ist die häufigste Form der Allergie in Deutschland. Etwa 15 Millionen Menschen leiden unter dieser saisonalen oder ganzjährigen Erkrankung. Der Begriff „Heuschnupfen“ ist historisch bedingt und irreführend, da weder Heu noch eine Erkältung die Ursache sind. Tatsächlich reagieren Betroffene allergisch auf Pollen von Bäumen, Gräsern und Kräutern.

Pollenflugkalender und Hauptallergene

Zeitraum Hauptallergene Belastungsgrad
Januar – März Hasel, Erle, Weide Mittel bis hoch
April – Mai Birke, Esche, Eiche, Buche Sehr hoch
Mai – August Gräser, Roggen, Wiesenlieschgras Sehr hoch
Juli – September Beifuß, Ambrosia Hoch
Ganzjährig Hausstaubmilben, Tierhaare Konstant mittel

Symptome des Heuschnupfens

👃

Nasale Symptome

Fließschnupfen, verstopfte Nase, Niesattacken, Juckreiz in der Nase und geschwollene Nasenschleimhäute gehören zu den häufigsten Beschwerden.

👁️

Augenbeschwerden

Gerötete, tränende und juckende Augen, Lichtempfindlichkeit und geschwollene Augenlider treten bei etwa 70% der Betroffenen auf.

🫁

Atemwegssymptome

Husten, Atembeschwerden, pfeifende Atmung und ein Engegefühl in der Brust können auftreten und auf ein beginnendes Asthma hinweisen.

😴

Allgemeinbeschwerden

Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich.

Achtung Etagenwechsel: Unbehandelter Heuschnupfen kann sich zu allergischem Asthma entwickeln. Etwa 30-40% der Heuschnupfenpatienten entwickeln innerhalb von 10 Jahren ein Asthma bronchiale, wenn keine adäquate Behandlung erfolgt. Dieser sogenannte „Etagenwechsel“ von den oberen zu den unteren Atemwegen lässt sich durch rechtzeitige Therapie oft verhindern.

Verschiedene Allergietypen im Überblick

Typ-I-Allergie (Soforttyp)

Die häufigste Allergieform, bei der die Reaktion innerhalb von Sekunden bis Minuten nach Allergenkontakt auftritt. Dazu gehören Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien, Insektengiftallergien und allergisches Asthma. Die Reaktion wird durch IgE-Antikörper vermittelt.

Häufige Typ-I-Allergien:

  • Pollenallergie: Betrifft 15% der Bevölkerung, saisonale Beschwerden
  • Hausstaubmilbenallergie: Ganzjährige Symptome, betrifft etwa 10% der Deutschen
  • Tierhaarallergie: Vor allem Katzen (8%) und Hunde (5%)
  • Nahrungsmittelallergie: Bei Erwachsenen 3-4%, bei Kindern bis zu 8%
  • Insektengiftallergie: 2-3% der Bevölkerung, potenziell lebensbedrohlich

Typ-IV-Allergie (Spättyp)

Bei diesem Allergietyp treten die Symptome erst 24 bis 72 Stunden nach Allergenkontakt auf. Die Reaktion wird nicht durch Antikörper, sondern durch sensibilisierte T-Lymphozyten vermittelt. Typische Beispiele sind Kontaktallergien gegen Nickel, Duftstoffe oder Latex.

Kreuzallergien

Viele Allergiker reagieren nicht nur auf ein spezifisches Allergen, sondern auch auf verwandte Substanzen. Bei Birkenpollenallergikern können beispielsweise auch Äpfel, Haselnüsse oder Karotten allergische Reaktionen auslösen, da diese ähnliche Proteinstrukturen aufweisen.

Häufige Kreuzallergien:

  • Birkenpollen: Äpfel, Kirschen, Pfirsiche, Haselnüsse, Karotten, Sellerie
  • Gräserpollen: Tomaten, Erdnüsse, Soja, Getreide
  • Beifußpollen: Sellerie, Karotten, Paprika, Curry, Anis
  • Hausstaubmilben: Garnelen, Krebse, Muscheln

Ursachen und Risikofaktoren

Genetische Veranlagung

Die Neigung zu Allergien ist teilweise genetisch bedingt. Wenn beide Elternteile Allergiker sind, liegt das Risiko für das Kind bei 60-80%, ebenfalls eine Allergie zu entwickeln. Bei einem betroffenen Elternteil beträgt das Risiko etwa 40-60%, während es bei Kindern ohne allergische Eltern nur bei 15-20% liegt.

Umweltfaktoren

Die stetige Zunahme von Allergien in den Industrieländern wird mit verschiedenen Umweltfaktoren in Verbindung gebracht. Die sogenannte Hygiene-Hypothese besagt, dass zu viel Sauberkeit und zu wenig Kontakt mit Mikroorganismen in der frühen Kindheit das Immunsystem fehlleitet.

2x
höheres Risiko in Städten als auf dem Land
50%
Reduktion durch Bauernhofkontakt in der Kindheit
35%
erhöhtes Risiko durch Luftverschmutzung
25%
erhöhtes Risiko durch Rauchen der Eltern

Weitere Risikofaktoren

  • Frühkindliche Faktoren: Kaiserschnittgeburt, fehlende Stillzeit, frühe Antibiotikagabe
  • Lebensstil: Bewegungsmangel, Übergewicht, Stress
  • Ernährung: Westliche Ernährungsweise mit wenig Ballaststoffen
  • Umwelt: Feinstaub, Dieselabgase, Ozon, Tabakrauch
  • Klimawandel: Längere Pollensaison, neue Allergene wie Ambrosia

Diagnose von Allergien

Anamnese und Symptomtagebuch

Die ausführliche Erhebung der Krankengeschichte ist der erste Schritt zur Diagnose. Der Arzt fragt nach Art und Zeitpunkt der Beschwerden, möglichen Auslösern und familiärer Vorbelastung. Ein Symptomtagebuch über mehrere Wochen kann wertvolle Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Beschwerden und Allergenkontakt liefern.

Hauttests

Prick-Test

Der Prick-Test ist das Standardverfahren zum Nachweis von Typ-I-Allergien. Verschiedene Allergenlösungen werden auf die Haut des Unterarms aufgetragen und die Haut wird leicht angeritzt. Nach 15-20 Minuten wird die Reaktion beurteilt. Eine Quaddel mit einem Durchmesser über 3 mm gilt als positiv.

Intrakutantest

Bei diesem empfindlicheren Test wird das Allergen direkt in die Haut gespritzt. Er wird bei negativem Prick-Test aber weiterhin bestehendem Verdacht durchgeführt.

Epikutantest (Patch-Test)

Dieser Test dient dem Nachweis von Kontaktallergien (Typ-IV). Testpflaster mit verschiedenen Allergenen werden für 24-48 Stunden auf den Rücken geklebt und die Reaktion nach 48, 72 und manchmal 96 Stunden beurteilt.

Bluttests

Durch eine Blutuntersuchung kann die Konzentration spezifischer IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene gemessen werden. Der Gesamt-IgE-Wert gibt Hinweise auf eine generelle allergische Neigung. Moderne Testverfahren können über 600 verschiedene Allergene gleichzeitig untersuchen.

Provokationstests

Bei unklaren Befunden können Provokationstests durchgeführt werden, bei denen das vermutete Allergen direkt an das betroffene Organ gebracht wird:

  • Nasaler Provokationstest: Allergen wird in die Nase gesprüht
  • Bronchialer Provokationstest: Inhalation des Allergens zur Asthmadiagnostik
  • Oraler Provokationstest: Kontrollierte Gabe von Nahrungsmitteln
Wichtiger Hinweis: Provokationstests sollten nur unter ärztlicher Aufsicht in spezialisierten Einrichtungen durchgeführt werden, da schwere allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auftreten können. Notfallmedikamente müssen sofort verfügbar sein.

Behandlungsmöglichkeiten

Allergenkarenz

Die wirksamste, aber oft schwierigste Maßnahme ist die vollständige Vermeidung des Allergens. Dies ist bei manchen Allergenen wie Nahrungsmitteln oder Tierhaaren eher möglich als bei Pollen oder Hausstaubmilben.

Pollenallergie

  • Pollenflugvorhersage beachten
  • Fenster während Hauptflugzeiten geschlossen halten
  • Pollenschutzgitter an Fenstern
  • Haare vor dem Schlafengehen waschen
  • Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen
  • Urlaub in pollenarmen Regionen (Meer, Hochgebirge)

Hausstaubmilbenallergie

  • Allergendichte Matratzenbezüge (Encasings)
  • Bettwäsche wöchentlich bei 60°C waschen
  • Raumtemperatur unter 20°C, Luftfeuchtigkeit unter 50%
  • Staubfänger wie Teppiche reduzieren
  • Regelmäßig mit HEPA-Filter staubsaugen
  • Kuscheltiere regelmäßig einfrieren

Tierhaarallergie

  • Verzicht auf Tierhaltung
  • Kontakt zu Tieren meiden
  • Bei unvermeidbarem Kontakt: Hände waschen
  • Luftreiniger mit HEPA-Filter verwenden
  • Häufiges Lüften
  • Regelmäßige Reinigung von Polstermöbeln

Medikamentöse Therapie

Antihistaminika

Antihistaminika blockieren die Wirkung von Histamin, dem wichtigsten Botenstoff bei allergischen Reaktionen. Moderne Präparate der zweiten und dritten Generation (Cetirizin, Loratadin, Desloratadin, Levocetirizin) machen kaum noch müde und können langfristig eingenommen werden.

Anwendungsformen:
  • Tabletten: Systemische Wirkung, einmal täglich
  • Nasensprays: Lokale Wirkung bei Heuschnupfen
  • Augentropfen: Direkte Anwendung bei Augenbeschwerden

Kortison (Glukokortikoide)

Kortison wirkt stark entzündungshemmend und wird bei Allergien meist lokal angewendet. Kortisonhaltige Nasensprays sind bei mittelschwerem bis schwerem Heuschnupfen die wirksamste Therapie. Die moderne Galenik ermöglicht eine lokale Wirkung ohne relevante Nebenwirkungen.

Mastzellstabilisatoren

Cromoglicinsäure und verwandte Substanzen verhindern die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen. Sie wirken vorbeugend und müssen bereits vor Beginn der Pollensaison angewendet werden. Die Wirkung ist schwächer als bei Antihistaminika, dafür sind sie besonders nebenwirkungsarm.

Leukotrienantagonisten

Montelukast blockiert die Wirkung von Leukotrienen, entzündungsfördernden Botenstoffen. Es wird vor allem bei allergischem Asthma eingesetzt, kann aber auch bei Heuschnupfen helfen. Die Einnahme erfolgt einmal täglich als Tablette.

Biologika

Für schwere allergische Erkrankungen stehen seit einigen Jahren Biologika zur Verfügung. Omalizumab ist ein Antikörper gegen IgE und wird bei schwerem allergischem Asthma und chronischer Nesselsucht eingesetzt. Die Behandlung erfolgt durch regelmäßige Injektionen alle 2-4 Wochen.

Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)

Die spezifische Immuntherapie ist die einzige ursächliche Behandlung von Allergien. Dabei wird das Immunsystem durch wiederholte Gabe steigender Allergendosen an das Allergen gewöhnt und die überschießende Reaktion reduziert.

Phase 1Einleitungsphase (3-6 Monate)

In der Steigerungsphase wird die Allergendosis schrittweise erhöht bis zur individuellen Erhaltungsdosis. Bei der subkutanen Immuntherapie (SCIT) erfolgen wöchentliche Injektionen beim Arzt.

Phase 2Erhaltungsphase (3 Jahre)

Die Erhaltungsdosis wird regelmäßig verabreicht. Bei SCIT erfolgt dies alle 4-8 Wochen, bei sublingualer Immuntherapie (SLIT) täglich als Tablette oder Tropfen zu Hause.

Phase 3Langzeitwirkung

Nach 3-5 Jahren Behandlung hält die Wirkung oft über viele Jahre an. Bei 70-80% der Patienten kommt es zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden, bei 20-30% sogar zur Beschwerdefreiheit.

Vorteile der Immuntherapie:

  • Ursächliche Behandlung: Nicht nur Symptomunterdrückung
  • Langzeiteffekt: Wirkung hält Jahre nach Therapieende an
  • Asthmaprophylaxe: Verhindert den Etagenwechsel zu 40%
  • Neue Sensibilisierungen: Reduziert das Risiko neuer Allergien um 50%
  • Lebensqualität: Deutliche Verbesserung bei 70-80% der Patienten
  • Medikamentenreduktion: Weniger Bedarf an Akutmedikation

Verfügbare Formen:

  • Subkutane Immuntherapie (SCIT): Injektionen beim Arzt, bewährtes Verfahren seit über 100 Jahren
  • Sublinguale Immuntherapie (SLIT): Tabletten oder Tropfen für zu Hause, besonders bei Gräser- und Birkenpollen

Komplementäre Therapieansätze

Akupunktur

Studien zeigen bei allergischer Rhinitis eine moderate Wirksamkeit der Akupunktur. Die Methode kann begleitend zur Schulmedizin eingesetzt werden und hat praktisch keine Nebenwirkungen.

Darmsanierung und Probiotika

Ein gesundes Darmmikrobiom spielt eine wichtige Rolle für das Immunsystem. Bestimmte Probiotika-Stämme können bei Allergikern die Symptome lindern und die Immunantwort modulieren. Die Evidenz ist jedoch noch begrenzt.

Vitamin D

Ein Vitamin-D-Mangel wird mit einem erhöhten Allergierisiko in Verbindung gebracht. Die Supplementierung kann bei nachgewiesenem Mangel sinnvoll sein, ersetzt aber keine etablierte Allergietherapie.

Leben mit Allergien

Alltägliche Herausforderungen meistern

Allergien beeinflussen den Alltag oft erheblich. Die richtige Vorbereitung und ein gutes Selbstmanagement helfen, die Lebensqualität zu erhalten. Wichtig ist, die eigenen Auslöser zu kennen und entsprechende Strategien zu entwickeln.

Notfallmanagement

Menschen mit schweren Allergien, insbesondere gegen Insektengift oder Nahrungsmittel, sollten stets ein Notfallset bei sich tragen. Dieses besteht aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einem Antihistaminikum und einem Kortison-Präparat. Familie und enge Kontaktpersonen sollten in der Anwendung geschult sein.

Beruf und Schule

Allergien können die Leistungsfähigkeit deutlich beeinträchtigen. Unbehandelter Heuschnupfen führt zu Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Schlafproblemen. Studien zeigen, dass Schüler mit Heuschnupfen während der Pollensaison schlechtere Prüfungsergebnisse erzielen. Eine konsequente Behandlung ist daher wichtig.

Arbeitsplatzgestaltung:

  • Arbeitgeber über Allergie informieren
  • Klimaanlage mit Pollenfilter nutzen
  • Regelmäßige Pausen zur Medikamenteneinnahme
  • Bei Bedarf Homeoffice während Hochsaison
  • Staubfreie Arbeitsumgebung bei Hausstaubmilbenallergie

Sport und Freizeit

Sport ist auch mit Allergie möglich und wichtig. Allerdings sollten Pollenallergiker Outdoor-Sport während der Hauptflugzeit meiden. Ideal sind frühe Morgenstunden oder späte Abendstunden. Indoor-Sport ist während der Pollensaison eine gute Alternative.

Reisen mit Allergie

Eine gute Reiseplanung ist für Allergiker essentiell. Wichtige Punkte sind die Wahl eines allergenarmen Reiseziels, ausreichend Medikamente im Handgepäck, ein ärztliches Attest für Notfallmedikamente und bei Nahrungsmittelallergien eine Allergiekarte in der Landessprache.

Pollenarme Reiseziele:

  • Meeresküsten: Deutlich geringere Pollenbelastung durch Seewind
  • Hochgebirge: Ab 1500m Höhe kaum noch Pollenflug
  • Wüstenregionen: Praktisch pollenfrei
  • Gegensätzliche Hemisphäre: Europäischer Winter = Sommer in Australien

Prävention und Vorbeugung

Primärprävention – Allergien verhindern

Besonders in den ersten Lebensjahren kann das Allergierisiko beeinflusst werden. Aktuelle Empfehlungen zur Allergieprävention basieren auf großen wissenschaftlichen Studien.

Empfehlungen für Schwangerschaft und Stillzeit:

  • Normale, ausgewogene Ernährung ohne Vermeidungsdiäten
  • Nichtrauchen (aktiv und passiv)
  • Kein übertriebener Hygienestandard
  • Ausschließliches Stillen in den ersten 4 Monaten
  • Beikosteinführung ab dem 5. Monat, auch potenzielle Allergene

Empfehlungen für Säuglinge und Kleinkinder:

  • Früher Kontakt zu anderen Kindern (Kita-Besuch)
  • Kontakt zu Tieren, idealerweise Bauernhoftiere
  • Keine vorbeugende Allergenkarenz
  • Vielfältige Ernährung mit Fisch, Nüssen, Eiern
  • Vermeidung von Übergewicht
  • Keine unnötigen Antibiotika

Sekundärprävention – Verschlimmerung verhindern

Bei bestehender Allergie geht es darum, eine Verschlechterung zu verhindern und den Etagenwechsel zum Asthma zu vermeiden. Eine konsequente Therapie ist hier entscheidend.

Wichtige Maßnahmen:

  • Frühzeitige und konsequente Behandlung
  • Erwägung einer spezifischen Immuntherapie
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen
  • Rauchstopp und Meidung von Schadstoffen
  • Optimale Einstellung bei bestehendem Asthma
  • Schulungen zum Selbstmanagement

Aktuelle Forschung und Zukunftsperspektiven

Neue Therapieansätze

Die Allergieforschung entwickelt sich rasant weiter. Vielversprechende Ansätze befinden sich in klinischen Studien und könnten die Therapie in den kommenden Jahren revolutionieren.

Biologika der nächsten Generation

Neben Omalizumab werden weitere Biologika entwickelt, die gezielt in die allergische Entzündungskaskade eingreifen. Dupilumab blockiert Interleukin-4 und -13 und ist bereits bei Neurodermitis und schwerem Asthma zugelassen. Studien bei allergischer Rhinitis zeigen vielversprechende Ergebnisse.

Verbesserte Immuntherapie

Neue Allergenpräparate mit modifizierten Allergenen (Allergoide) versprechen eine bessere Verträglichkeit und kürzere Behandlungsdauer. Adjuvanzien verstärken die Immunantwort und könnten die Therapiedauer von 3 auf 1-2 Jahre verkürzen.

Mikrobiom-basierte Therapien

Die Forschung zum Darmmikrobiom eröffnet neue Therapieoptionen. Spezielle Bakterienstämme oder Stoffwechselprodukte könnten das Immunsystem trainieren und allergische Reaktionen verhindern.

Digitale Helfer

Apps zur Pollenfluginformation, Symptomtagebücher und Erinnerungsfunktionen für Medikamente unterstützen das Selbstmanagement. Künstliche Intelligenz kann Muster erkennen und personalisierte Empfehlungen geben. Telemedizinische Angebote erleichtern den Zugang zu Spezialisten.

Klimawandel und neue Allergene

Der Klimawandel verlängert die Pollensaison und führt zur Ausbreitung neuer allergener Pflanzen wie Ambrosia. Diese hochallergene Pflanze stammt ursprünglich aus Nordamerika und breitet sich in Europa rasant aus. Bereits 10 Pollen pro Kubikmeter Luft können Symptome auslösen.

Zusammenfassung und Ausblick

Allergien sind komplexe Erkrankungen des Immunsystems, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Die gute Nachricht: Mit modernen Therapien lassen sich die meisten Allergien gut behandeln. Die spezifische Immuntherapie bietet als einzige Methode die Chance auf langfristige Heilung.

Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung, um Folgeerkrankungen wie Asthma zu verhindern. Die Kombination aus Allergenkarenz, medikamentöser Therapie und gegebenenfalls Immuntherapie ermöglicht den meisten Allergikern ein weitgehend beschwerdefreies Leben.

Die Forschung entwickelt ständig neue und bessere Therapieoptionen. Biologika, verbesserte Immuntherapien und mikrobiom-basierte Ansätze versprechen in Zukunft noch effektivere Behandlungsmöglichkeiten. Auch die Prävention wird zunehmend besser verstanden – ein Schlüssel zur Reduktion der steigenden Allergiezahlen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Etwa 30% der Deutschen leiden an Allergien, Tendenz steigend
  • Heuschnupfen ist mit 15 Millionen Betroffenen die häufigste Allergieform
  • Unbehandelt kann sich Heuschnupfen zu Asthma entwickeln (Etagenwechsel)
  • Die Diagnose erfolgt durch Hauttests, Blutuntersuchungen und Provokationstests
  • Behandlungsoptionen reichen von Allergenkarenz über Medikamente bis zur Immuntherapie
  • Die spezifische Immuntherapie ist die einzige ursächliche Behandlung
  • Frühzeitige und konsequente Therapie verhindert Verschlimmerung
  • Prävention beginnt bereits in der Schwangerschaft und frühen Kindheit
  • Neue Therapieansätze versprechen noch bessere Behandlungsmöglichkeiten

Bei Verdacht auf eine Allergie sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Hausärzte können erste Untersuchungen durchführen und bei Bedarf zu Allergologen überweisen. Mit der richtigen Behandlung können Allergiker ein beschwerdefreies Leben führen und ihre Lebensqualität deutlich verbessern.

Was ist der Unterschied zwischen einer Allergie und einer Unverträglichkeit?

Eine Allergie ist eine Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen, bei der spezifische Antikörper (IgE) gebildet werden. Eine Unverträglichkeit hingegen ist eine nicht-immunologische Reaktion, bei der das Immunsystem nicht beteiligt ist. Allergien können bereits bei kleinsten Mengen auftreten und lebensbedrohlich sein, während Unverträglichkeiten meist dosisabhängig sind und selten gefährlich werden.

Wie lange dauert eine Hyposensibilisierung und wie erfolgreich ist sie?

Eine spezifische Immuntherapie dauert in der Regel 3 bis 5 Jahre. Die Erfolgsrate liegt bei 70-80% der Patienten, die eine deutliche Besserung erfahren. Bei etwa 20-30% kommt es sogar zur vollständigen Beschwerdefreiheit. Die Wirkung hält oft viele Jahre nach Therapieende an und kann den Etagenwechsel zum Asthma um 40% reduzieren.

Können Allergien wieder verschwinden oder im Erwachsenenalter neu auftreten?

Ja, beides ist möglich. Kinderallergien, besonders gegen Nahrungsmittel wie Milch oder Ei, verschwinden häufig bis zum Schulalter. Andererseits können Allergien auch erstmals im Erwachsenenalter auftreten, selbst wenn man vorher nie betroffen war. Etwa 25% aller Pollenallergien beginnen erst nach dem 20. Lebensjahr. Auch eine erfolgreiche Immuntherapie kann zu einem dauerhaften Verschwinden der Allergie führen.

Welche Sofortmaßnahmen helfen bei einem akuten Allergieanfall?

Bei leichten Symptomen helfen schnell wirksame Antihistaminika-Tabletten oder -Tropfen innerhalb von 15-30 Minuten. Bei Atemnot sollte ein bronchienerweiterndes Spray verwendet werden. Bei schweren Reaktionen mit Kreislaufproblemen, Atemnot oder Schwellungen im Gesicht muss sofort der Notarzt gerufen und ein Adrenalin-Autoinjektor angewendet werden. Menschen mit bekannten schweren Allergien sollten immer ein Notfallset bei sich tragen.

Wie kann ich mein Zuhause allergenarm gestalten?

Für ein allergenarmes Zuhause sind mehrere Maßnahmen wichtig: Verwenden Sie allergendichte Matratzenbezüge und waschen Sie Bettwäsche wöchentlich bei 60°C. Reduzieren Sie Staubfänger wie Teppiche und Vorhänge, lüften Sie regelmäßig und halten Sie die Luftfeuchtigkeit unter 50%. Verwenden Sie Staubsauger mit HEPA-Filter und installieren Sie Pollenschutzgitter an Fenstern. Bei Tierhaarallergie sollten Haustiere nicht im Schlafzimmer sein.


Letzte Bearbeitung am Montag, 1. Dezember 2025 – 8:04 Uhr von Alex, Webmaster von med-nebenwirkungen.de.

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