Nesselsucht, medizinisch als Urtikaria bezeichnet, ist eine häufige Hauterkrankung, die durch juckende, rötliche Quaddeln gekennzeichnet ist. Diese können plötzlich auftreten und unterschiedlich groß sein. Etwa 20 Prozent aller Menschen erleiden mindestens einmal im Leben eine Nesselsucht-Episode. Die Erkrankung kann akut für wenige Tage oder chronisch über Monate bis Jahre auftreten. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über Ursachen, Symptome, Diagnose und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Nesselsucht.
⚕️ Medizinischer Hinweis zu Nesselsucht | Urtikaria | Juckende Quaddeln auf der Haut
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Was ist Nesselsucht (Urtikaria)?
Nesselsucht, in der Fachsprache Urtikaria genannt, ist eine Hautreaktion, die durch das plötzliche Auftreten von juckenden Quaddeln charakterisiert ist. Der Name leitet sich von der Ähnlichkeit mit Hautreaktionen nach Kontakt mit Brennnesseln ab. Die Quaddeln entstehen durch eine vermehrte Ausschüttung von Histamin und anderen Botenstoffen aus den Mastzellen der Haut.
Diese Hautveränderungen können innerhalb von Minuten entstehen und sind typischerweise von intensivem Juckreiz begleitet. Die Quaddeln haben meist eine blassrosa bis rötliche Farbe, sind erhaben und können in ihrer Größe von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern variieren. Ein charakteristisches Merkmal ist, dass sie ihre Form und Position verändern können und einzelne Quaddeln meist innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden.
Formen der Nesselsucht
Akute Urtikaria
Die akute Nesselsucht tritt plötzlich auf und dauert weniger als sechs Wochen. Sie ist die häufigste Form und betrifft etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben. Die akute Form beginnt meist innerhalb von Minuten bis Stunden nach dem auslösenden Reiz und kann von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen andauern.
Typische Auslöser der akuten Urtikaria sind Medikamente, Nahrungsmittel, Infektionen oder Insektenstiche. In vielen Fällen lässt sich der genaue Auslöser jedoch nicht identifizieren. Die Prognose ist in der Regel sehr gut, da die Symptome meist von selbst abklingen oder gut auf eine symptomatische Behandlung ansprechen.
Chronische Urtikaria
Von einer chronischen Nesselsucht spricht man, wenn die Beschwerden länger als sechs Wochen andauern. Diese Form betrifft etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die chronische Urtikaria wird in zwei Hauptformen unterteilt:
Chronische spontane Urtikaria
Bei dieser Form treten die Quaddeln ohne erkennbaren äußeren Auslöser auf. Die Beschwerden können täglich oder in unregelmäßigen Abständen auftreten und über Monate bis Jahre bestehen bleiben. In etwa 50 Prozent der Fälle bildet sich die chronische spontane Urtikaria innerhalb eines Jahres zurück, bei manchen Patienten kann sie jedoch deutlich länger anhalten.
Chronische induzierbare Urtikaria
Hier lassen sich spezifische physikalische Auslöser identifizieren. Die Quaddeln entstehen als Reaktion auf bestimmte Reize wie Druck, Kälte, Wärme, Sonnenlicht, Wasser oder Vibration. Diese Form macht etwa 20 bis 30 Prozent der chronischen Urtikaria-Fälle aus.
Symptome und Erscheinungsformen
Quaddeln
Erhabene, scharf begrenzte Schwellungen der Haut mit blassrosa bis roter Färbung. Sie können wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter groß sein und zu größeren Flächen zusammenfließen.
Juckreiz
Intensiver, oft quälender Juckreiz, der besonders nachts verstärkt auftreten kann. Der Juckreiz ist häufig das belastendste Symptom für die Betroffenen.
Angioödeme
Tiefere Schwellungen der Haut und Schleimhäute, die vor allem im Gesicht, an Lippen, Augenlidern sowie an Händen und Füßen auftreten können. Sie sind meist weniger juckend, können aber schmerzhaft sein.
Brennendes Gefühl
Neben dem Juckreiz berichten viele Betroffene von einem brennenden oder stechenden Gefühl auf der betroffenen Haut.
⚠️ Wann ist Nesselsucht ein Notfall?
Sofortige ärztliche Hilfe ist erforderlich bei: Schwellungen im Mund- und Rachenraum, Atembeschwerden, Schluckbeschwerden, Schwindel, Kreislaufproblemen oder schnellem Pulsschlag. Diese Symptome können auf eine schwere allergische Reaktion (Anaphylaxie) hinweisen, die lebensbedrohlich sein kann.
Ursachen und Auslöser der Nesselsucht
Die Nesselsucht entsteht durch die Freisetzung von Histamin und anderen entzündungsfördernden Botenstoffen aus den Mastzellen der Haut. Diese Ausschüttung führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße und einem Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe, was die charakteristischen Quaddeln verursacht. Die Auslöser können vielfältig sein:
Nahrungsmittel und Zusatzstoffe
Häufige Auslöser sind Nüsse, Schalentiere, Fisch, Eier, Milchprodukte, Erdbeeren und Zitrusfrüchte. Auch Lebensmittelzusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Farbstoffe oder Geschmacksverstärker können Nesselsucht auslösen.
Medikamente
Besonders Antibiotika (vor allem Penicilline), Schmerzmittel (ASS, Ibuprofen), ACE-Hemmer und Röntgenkontrastmittel können Urtikaria hervorrufen. Die Reaktion kann sofort oder verzögert auftreten.
Infektionen
Virale, bakterielle oder parasitäre Infektionen können eine akute Nesselsucht auslösen. Besonders bei Kindern sind Virusinfektionen eine häufige Ursache. Auch chronische Infektionen wie Helicobacter pylori werden mit Urtikaria in Verbindung gebracht.
Physikalische Reize
Druck auf die Haut, Kälte, Wärme, Sonnenlicht, Wasser oder Vibration können bei entsprechend veranlagten Personen Quaddeln auslösen. Diese Form wird als physikalische oder induzierbare Urtikaria bezeichnet.
Pseudoallergische Reaktionen
Bestimmte Nahrungsmittel können ohne echte Allergie histaminähnliche Reaktionen auslösen. Dazu gehören histaminreiche Lebensmittel wie gereifter Käse, Rotwein, Sauerkraut oder Thunfisch.
Autoimmunprozesse
Bei etwa 30 bis 50 Prozent der Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria spielen Autoantikörper eine Rolle, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind und Mastzellen aktivieren.
Spezielle Formen der induzierbaren Urtikaria
| Form | Auslöser | Besonderheiten |
|---|---|---|
| Kälteurtikaria | Kalte Luft, kaltes Wasser, kalte Gegenstände | Quaddeln entstehen beim Wiedererwärmen der Haut; Vorsicht beim Schwimmen in kaltem Wasser |
| Druckurtikaria | Länger anhaltender Druck auf die Haut | Schwellungen treten verzögert nach 3-8 Stunden auf und können schmerzhaft sein |
| Wärmeurtikaria | Lokale Wärmeeinwirkung | Seltenere Form; Quaddeln entstehen bei Kontakt mit warmen Gegenständen |
| Lichturtikaria | UV-Strahlung, sichtbares Licht | Reaktion innerhalb von Minuten nach Lichtexposition |
| Aquagene Urtikaria | Wasserkontakt unabhängig von der Temperatur | Sehr seltene Form; kleine Quaddeln nach Wasserkontakt |
| Vibrationsurtikaria | Vibrationen (z.B. Rasenmäher, Werkzeuge) | Oft beruflich bedingt; Schwellungen an den betroffenen Stellen |
| Cholinerge Urtikaria | Anstieg der Körpertemperatur durch Sport, heiße Bäder, Stress | Kleine Quaddeln, häufig bei jungen Erwachsenen |
Diagnose der Nesselsucht
Die Diagnose der Nesselsucht erfolgt in erster Linie durch die charakteristische Anamnese und das klinische Bild. Eine sorgfältige Befragung des Patienten ist entscheidend, um mögliche Auslöser zu identifizieren und die Form der Urtikaria zu bestimmen.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt erfragt detailliert den zeitlichen Verlauf der Beschwerden, die Dauer der einzelnen Quaddeln, begleitende Symptome sowie mögliche auslösende Faktoren. Wichtige Informationen sind:
- Zeitpunkt des ersten Auftretens und Häufigkeit der Schübe
- Dauer der einzelnen Quaddeln (typischerweise unter 24 Stunden)
- Eingenommene Medikamente in den letzten Wochen
- Ernährungsgewohnheiten und kürzlich verzehrte Lebensmittel
- Vorangegangene Infektionen oder Erkrankungen
- Zusammenhang mit körperlicher Aktivität oder Umweltfaktoren
- Berufliche Exposition gegenüber bestimmten Substanzen
- Familiäre Vorbelastung mit allergischen Erkrankungen
Weiterführende Diagnostik
Bei akuter Urtikaria, die schnell abklingt, ist meist keine weitere Diagnostik erforderlich. Bei chronischer Urtikaria oder Verdacht auf spezifische Auslöser können folgende Untersuchungen sinnvoll sein:
Basislabor
Ein Basislabor umfasst Blutbild, Entzündungsparameter (CRP, BSG), Leberwerte, Nierenwerte und Schilddrüsenwerte. Diese Untersuchungen helfen, Begleiterkrankungen auszuschließen und Hinweise auf mögliche Ursachen zu finden.
Allergietests
Bei Verdacht auf allergische Auslöser können Hauttests (Prick-Test) oder Blutuntersuchungen auf spezifische IgE-Antikörper durchgeführt werden. Diese Tests sind vor allem bei akuter Urtikaria mit klarem zeitlichem Zusammenhang zu bestimmten Substanzen hilfreich.
Provokationstests
Bei Verdacht auf physikalische Urtikaria können spezifische Provokationstests durchgeführt werden, beispielsweise der Kältetest mit einem Eiswürfel, der Drucktest mit Gewichten oder der Wärmetest mit warmem Wasser. Diese Tests sollten nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Autologer Serumtest
Dieser Test kann Hinweise auf eine autoimmune Ursache der chronischen Urtikaria geben. Dabei wird dem Patienten eigenes Blutserum in die Haut injiziert und die Reaktion beobachtet.
Ausschluss von Begleiterkrankungen
Bei chronischer Urtikaria sollten bestimmte Erkrankungen ausgeschlossen werden, die mit Nesselsucht einhergehen können, wie Schilddrüsenerkrankungen, chronische Infektionen oder Autoimmunerkrankungen.
Behandlung der Nesselsucht
Die Therapie der Urtikaria richtet sich nach der Form und Schwere der Erkrankung. Das Hauptziel ist die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität. Ein Stufenschema nach internationalen Leitlinien hilft bei der systematischen Behandlung.
Vermeidung von Auslösern
Wenn bekannte Auslöser identifiziert wurden, sollten diese konsequent gemieden werden. Dies ist die wirksamste Maßnahme und kann in vielen Fällen zu einer vollständigen Beschwerdefreiheit führen. Bei Nahrungsmittelauslösern kann ein Ernährungstagebuch hilfreich sein, um Zusammenhänge zu erkennen.
Stufentherapie nach aktuellen Leitlinien 2024
Stufe 1: Nicht-sedierende Antihistaminika
Moderne Antihistaminika der zweiten Generation wie Cetirizin, Loratadin, Desloratadin oder Levocetirizin sind die Therapie der ersten Wahl. Sie blockieren die Histaminrezeptoren und verhindern so die Entstehung von Quaddeln und Juckreiz. Diese Medikamente machen in der Regel nicht müde und können langfristig eingenommen werden.
Stufe 2: Dosissteigerung der Antihistaminika
Wenn die Standarddosis nicht ausreichend wirkt, kann die Dosis der Antihistaminika auf das bis zu Vierfache erhöht werden. Diese Vorgehensweise ist durch Studien gut belegt und wird in den aktuellen Leitlinien empfohlen. Die Dosissteigerung sollte unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Stufe 3: Omalizumab
Bei unzureichendem Ansprechen auf hochdosierte Antihistaminika ist Omalizumab das Mittel der Wahl. Dieser monoklonale Antikörper bindet freies IgE und verhindert so die Aktivierung der Mastzellen. Die Substanz wird alle vier Wochen subkutan injiziert und zeigt bei etwa 60 bis 70 Prozent der Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria eine sehr gute Wirksamkeit.
Stufe 4: Ciclosporin A oder andere Immunsuppressiva
In therapierefraktären Fällen kann der Einsatz von Ciclosporin A erwogen werden. Dieses Immunsuppressivum unterdrückt die Aktivierung von Immunzellen und kann bei schwerer chronischer Urtikaria wirksam sein. Die Anwendung erfordert engmaschige Kontrollen und ist Spezialisten vorbehalten.
Zusätzliche Behandlungsoptionen
Kortikosteroide
Systemische Kortikosteroide (Kortison-Tabletten) können bei akuten, schweren Schüben kurzfristig eingesetzt werden. Eine Langzeittherapie sollte aufgrund der Nebenwirkungen vermieden werden. Topische Kortikosteroide (Kortison-Salben) sind bei Urtikaria nicht wirksam, da die Reaktion in tieferen Hautschichten stattfindet.
Symptomatische Maßnahmen
✓ Hilfreiche Maßnahmen zur Symptomlinderung
- Kühlung: Kühlende Umschläge oder Gele können den Juckreiz lindern und die Schwellungen reduzieren
- Lockere Kleidung: Vermeiden Sie enge, scheuernde Kleidung, die mechanische Reize setzen kann
- Lauwarmes Duschen: Vermeiden Sie sehr heißes Wasser, das die Symptome verschlimmern kann
- Stressreduktion: Stress kann Nesselsucht-Schübe auslösen oder verstärken
- Verzicht auf ASS und NSAR: Diese Schmerzmittel können Nesselsucht verschlimmern
Behandlung spezieller Formen
Kälteurtikaria
Neben Antihistaminika ist die konsequente Vermeidung von Kälteexposition wichtig. Betroffene sollten sich warm kleiden, kalte Getränke und Speisen meiden und beim Schwimmen besondere Vorsicht walten lassen. In schweren Fällen kann eine Desensibilisierung durch kontrollierte Kälteexposition unter ärztlicher Aufsicht erwogen werden.
Druckurtikaria
Die verzögerte Druckurtikaria spricht oft schlecht auf Antihistaminika an. Hier können höher dosierte Antihistaminika, Omalizumab oder in schweren Fällen Immunsuppressiva erforderlich sein. Die Vermeidung von Druckbelastung ist oft schwierig, aber wichtig.
Cholinerge Urtikaria
Bei dieser durch Temperaturanstieg ausgelösten Form können regelmäßiges Training zur Erhöhung der Toleranzschwelle und die prophylaktische Einnahme von Antihistaminika vor körperlicher Aktivität hilfreich sein.
Prognose und Verlauf
Die Prognose der Nesselsucht hängt stark von der Form der Erkrankung ab. Die akute Urtikaria hat eine ausgezeichnete Prognose und heilt in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage bis Wochen vollständig aus. Bei etwa 50 Prozent der Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria kommt es innerhalb eines Jahres zu einer spontanen Remission.
Verlauf der chronischen Urtikaria
Nach 1 Jahr: Bei etwa 50 Prozent der Patienten bildet sich die Erkrankung zurück
Nach 3 Jahren: Etwa 65 Prozent sind beschwerdefrei
Nach 5 Jahren: Rund 80 Prozent haben keine Symptome mehr
Langzeitverlauf: Bei etwa 15 bis 20 Prozent persistiert die Erkrankung über mehr als fünf Jahre
Die Lebensqualität von Patienten mit chronischer Urtikaria ist oft erheblich beeinträchtigt. Studien zeigen, dass die Einschränkung der Lebensqualität vergleichbar ist mit der bei schweren Herzerkrankungen. Besonders belastend sind der ständige Juckreiz, Schlafstörungen und die Unvorhersehbarkeit der Schübe.
Leben mit Nesselsucht – Praktische Tipps
Der Alltag mit chronischer Nesselsucht erfordert oft Anpassungen und ein gutes Selbstmanagement. Die folgenden Empfehlungen können helfen, die Beschwerden zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern:
Ernährung und Lebensführung
- Ernährungstagebuch führen: Dokumentieren Sie Mahlzeiten und das Auftreten von Symptomen, um mögliche Auslöser zu identifizieren
- Histaminarme Ernährung: Bei Verdacht auf Histaminintoleranz kann eine histaminarme Diät hilfreich sein
- Alkohol reduzieren: Alkohol kann die Durchblutung der Haut fördern und Symptome verstärken
- Ausreichend trinken: Eine gute Hydratation unterstützt die Hautgesundheit
- Regelmäßige Mahlzeiten: Vermeiden Sie lange Hungerphasen, die den Körper stressen können
Hautpflege und Kleidung
- Milde Hautpflege: Verwenden Sie pH-neutrale, parfümfreie Pflegeprodukte
- Atmungsaktive Kleidung: Tragen Sie lockere Kleidung aus natürlichen Materialien wie Baumwolle
- Neue Kleidung waschen: Waschen Sie neue Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen
- Waschmittel: Verwenden Sie hypoallergene Waschmittel ohne Duftstoffe
- Temperatur beachten: Passen Sie Kleidung und Raumtemperatur an Ihre Empfindlichkeiten an
Stressmanagement
Psychischer Stress kann Nesselsucht-Schübe auslösen oder verstärken. Bewährte Entspannungstechniken sind:
- Progressive Muskelentspannung: Systematisches An- und Entspannen verschiedener Muskelgruppen
- Achtsamkeitsübungen: Meditation und Achtsamkeitstraining können helfen, mit Stress umzugehen
- Regelmäßige Bewegung: Moderater Sport (unter Berücksichtigung möglicher Auslöser) reduziert Stress
- Ausreichend Schlaf: Regelmäßige Schlafzeiten und gute Schlafhygiene sind wichtig
- Psychologische Unterstützung: Bei starker Belastung kann eine psychologische Beratung hilfreich sein
Notfallmanagement
Patienten mit schweren Verlaufsformen oder begleitenden Angioödemen sollten auf Notfälle vorbereitet sein:
Notfallplan erstellen
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Medikamente Sie im Notfall einnehmen sollten. Bei bekannter Neigung zu schweren Reaktionen kann die Verschreibung eines Notfall-Sets mit Antihistaminikum, Kortison und gegebenenfalls einem Adrenalin-Autoinjektor sinnvoll sein. Informieren Sie Angehörige über Ihre Erkrankung und das Vorgehen im Notfall.
Aktuelle Forschung und neue Therapieansätze
Die Forschung zur Nesselsucht hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen hat sich verbessert, und neue Therapieoptionen werden entwickelt:
Biologika
Neben Omalizumab werden weitere biologische Medikamente untersucht. Ligelizumab, ein neuerer Anti-IgE-Antikörper mit höherer Bindungsaffinität, zeigt in Studien vielversprechende Ergebnisse. Auch Antikörper gegen Interleukin-5 (Mepolizumab) oder den Interleukin-4-Rezeptor (Dupilumab) werden bei therapierefraktärer chronischer Urtikaria erforscht.
Mastzellstabilisatoren
Neue Substanzen, die die Aktivierung und Degranulation von Mastzellen verhindern, befinden sich in der Entwicklung. Diese könnten in Zukunft eine zusätzliche Therapieoption darstellen.
Personalisierte Medizin
Die Identifizierung von Biomarkern könnte helfen, Patienten zu identifizieren, die besonders gut auf bestimmte Therapien ansprechen. Dies würde eine individuellere und effektivere Behandlung ermöglichen.
Mikrobiom-Forschung
Aktuelle Studien untersuchen den Zusammenhang zwischen dem Darm-Mikrobiom und chronischer Urtikaria. Möglicherweise könnten probiotische Ansätze in Zukunft eine Rolle in der Behandlung spielen.
Unterscheidung von anderen Hauterkrankungen
Nesselsucht muss von anderen Hauterkrankungen abgegrenzt werden, die ähnliche Symptome verursachen können:
| Erkrankung | Ähnlichkeiten | Unterschiede |
|---|---|---|
| Insektenstiche | Juckende, gerötete Schwellungen | Einzelne, lokalisierte Reaktionen; oft zentrale Einstichstelle sichtbar |
| Kontaktekzem | Juckreiz, Rötung, Schwellung | Begrenzung auf Kontaktstelle; Bläschenbildung; länger anhaltend |
| Arzneimittelexanthem | Hautausschlag nach Medikamenteneinnahme | Meist fleckiger Ausschlag ohne Quaddelbildung; länger anhaltend |
| Mastozytose | Juckende Hautveränderungen | Dauerhafte bräunliche Flecken; positives Darier-Zeichen (Quaddelbildung beim Reiben) |
| Urtikaria-Vaskulitis | Quaddelbildung | Quaddeln bestehen länger als 24 Stunden; oft schmerzhaft; können bräunliche Verfärbungen hinterlassen |
Besondere Situationen
Nesselsucht in der Schwangerschaft
Nesselsucht kann während der Schwangerschaft neu auftreten oder sich verschlimmern. Die Behandlung ist herausfordernd, da viele Medikamente in der Schwangerschaft nicht oder nur eingeschränkt eingesetzt werden können. Bestimmte Antihistaminika der zweiten Generation gelten als relativ sicher und können nach Rücksprache mit dem Arzt verwendet werden. Eine engmaschige ärztliche Betreuung ist wichtig.
Nesselsucht bei Kindern
Bei Kindern ist die akute Urtikaria häufiger als bei Erwachsenen und meist mit Infektionen assoziiert. Die Prognose ist in der Regel gut. Die Behandlung erfolgt mit altersgerechten Dosierungen von Antihistaminika. Chronische Urtikaria ist bei Kindern seltener, kann aber die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und erfordert eine spezialisierte Betreuung.
Beruflich bedingte Urtikaria
Bestimmte Berufsgruppen haben ein erhöhtes Risiko für Nesselsucht durch berufliche Exposition. Dazu gehören Beschäftigte im Gesundheitswesen (Latexallergie), in der Lebensmittelindustrie, in Laboratorien oder im Baugewerbe. Die Identifizierung des beruflichen Auslösers ist wichtig für die Prävention und kann arbeitsrechtliche Konsequenzen haben.
Fazit
Nesselsucht ist eine häufige Hauterkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Während die akute Form meist harmlos verläuft und von selbst ausheilt, stellt die chronische Urtikaria eine therapeutische Herausforderung dar. Dank moderner Therapieoptionen, insbesondere hochdosierter Antihistaminika und Biologika wie Omalizumab, können heute die meisten Patienten erfolgreich behandelt werden.
Eine gründliche Diagnostik zur Identifizierung möglicher Auslöser, ein individuelles Therapiekonzept nach dem Stufenschema und ein gutes Selbstmanagement sind die Säulen einer erfolgreichen Behandlung. Die Forschung macht kontinuierlich Fortschritte, sodass in Zukunft weitere verbesserte Therapieoptionen zur Verfügung stehen werden.
Betroffene sollten nicht zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, insbesondere bei chronischen Verläufen. Eine spezialisierte dermatologische oder allergologische Betreuung kann helfen, die Erkrankung optimal zu kontrollieren und die Lebensqualität wiederherzustellen.
Was ist der Unterschied zwischen akuter und chronischer Nesselsucht?
Akute Nesselsucht dauert weniger als sechs Wochen und heilt meist von selbst aus. Sie betrifft etwa 20 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben. Chronische Nesselsucht besteht länger als sechs Wochen und betrifft etwa ein bis zwei Prozent der Menschen. Bei der chronischen Form ist die Ursache oft schwerer zu identifizieren und eine längerfristige Behandlung erforderlich.
Welche Medikamente helfen am besten gegen Nesselsucht?
Antihistaminika der zweiten Generation wie Cetirizin, Loratadin oder Desloratadin sind die Therapie der ersten Wahl. Sie blockieren die Wirkung von Histamin und lindern Juckreiz und Quaddelbildung. Bei unzureichender Wirkung kann die Dosis erhöht oder auf Biologika wie Omalizumab umgestellt werden. Kortison wird nur kurzfristig bei schweren Schüben eingesetzt.
Kann Nesselsucht gefährlich werden?
In den meisten Fällen ist Nesselsucht harmlos, wenn auch unangenehm. Gefährlich wird es, wenn Schwellungen im Mund- und Rachenraum auftreten oder eine schwere allergische Reaktion (Anaphylaxie) mit Atembeschwerden, Kreislaufproblemen und Schwindel entsteht. In solchen Fällen ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich, da es sich um einen medizinischen Notfall handelt.
Wie kann ich Nesselsucht-Auslöser identifizieren?
Ein detailliertes Tagebuch hilft bei der Identifizierung von Auslösern. Dokumentieren Sie Ernährung, Medikamente, körperliche Aktivitäten und Umweltfaktoren sowie das Auftreten der Symptome. Bei Verdacht auf bestimmte Auslöser können Allergietests oder Provokationstests durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit mit einem Dermatologen oder Allergologen ist bei chronischer Nesselsucht empfehlenswert.
Verschwindet chronische Nesselsucht wieder von selbst?
Bei etwa 50 Prozent der Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria bildet sich die Erkrankung innerhalb eines Jahres zurück. Nach drei Jahren sind etwa 65 Prozent beschwerdefrei, nach fünf Jahren rund 80 Prozent. Bei etwa 15 bis 20 Prozent persistiert die Erkrankung jedoch über mehr als fünf Jahre. Eine konsequente Behandlung kann die Symptome kontrollieren und die Lebensqualität verbessern.
Letzte Bearbeitung am Samstag, 29. November 2025 – 14:51 Uhr von Alex, Webmaster von med-nebenwirkungen.de.