Adipositas, auch als Fettleibigkeit bekannt, ist eine chronische Erkrankung, die durch übermäßige Ansammlung von Körperfett gekennzeichnet ist. In Deutschland sind etwa 24 Prozent der Erwachsenen von Adipositas betroffen, wobei die Tendenz steigend ist. Diese Stoffwechselerkrankung geht weit über ein kosmetisches Problem hinaus und erhöht das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Adipositas als eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ein.
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Was ist Adipositas?
Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch eine übermäßige Vermehrung des Körperfetts charakterisiert ist. Sie wird in der medizinischen Fachsprache als krankhafte Fettleibigkeit bezeichnet und stellt einen Zustand dar, bei dem das Körpergewicht deutlich über dem gesunden Normalgewicht liegt. Die Erkrankung entsteht, wenn dem Körper über einen längeren Zeitraum mehr Energie in Form von Nahrung zugeführt wird, als er verbraucht.
Definition nach WHO
Die Weltgesundheitsorganisation definiert Adipositas anhand des Body-Mass-Index (BMI). Ein BMI von 30 kg/m² oder höher gilt als Adipositas. Der BMI wird berechnet, indem das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt wird.
Body-Mass-Index (BMI) Klassifikation
Der BMI ist das am häufigsten verwendete Instrument zur Einschätzung des Körpergewichts. Er bietet eine einfache Möglichkeit, das Gewicht in Relation zur Körpergröße zu setzen und dient als Screening-Tool für Gewichtskategorien, die zu Gesundheitsproblemen führen können.
BMI-Formel: Körpergewicht (kg) ÷ Körpergröße² (m²)
Beispiel: Eine Person mit 90 kg Gewicht und 1,75 m Größe hat einen BMI von 29,4 kg/m²
Normalgewicht
BMI: 18,5 – 24,9 kg/m²
Optimaler Gewichtsbereich mit dem niedrigsten Risiko für Folgeerkrankungen
Übergewicht (Präadipositas)
BMI: 25,0 – 29,9 kg/m²
Erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme, noch keine Adipositas
Adipositas Grad I
BMI: 30,0 – 34,9 kg/m²
Leichte Adipositas mit deutlich erhöhtem Gesundheitsrisiko
Adipositas Grad II
BMI: 35,0 – 39,9 kg/m²
Mittelschwere Adipositas mit stark erhöhtem Risiko
Adipositas Grad III
BMI: ≥ 40,0 kg/m²
Schwere Adipositas (morbide Adipositas) mit extrem hohem Risiko
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung von Adipositas ist multifaktoriell und komplex. Es handelt sich um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken können. Die Hauptursache liegt in einem langfristigen Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch.
Primäre Ursachen
Ernährung
Hauptfaktor: Übermäßige Kalorienzufuhr
- Hochkalorische Lebensmittel
- Große Portionsgrößen
- Zuckerhaltige Getränke
- Fast Food und Fertiggerichte
- Häufiges Snacking
Bewegungsmangel
Moderne Lebensweise: Reduzierter Energieverbrauch
- Sitzende Tätigkeiten
- Mangelnde körperliche Aktivität
- Nutzung von Verkehrsmitteln
- Bildschirmzeit
- Fehlende Alltagsbewegung
Genetische Faktoren
Veranlagung: 40-70% genetische Komponente
- Familiäre Disposition
- Stoffwechselveranlagung
- Appetitregulation
- Fettverteilungsmuster
- Sättigungsgefühl
Psychosoziale Faktoren
Emotionale Einflüsse: Verhalten und Psyche
- Stress und Überlastung
- Emotionales Essen
- Depression und Angst
- Schlafmangel
- Soziales Umfeld
Medizinische Ursachen
In einigen Fällen kann Adipositas durch medizinische Erkrankungen oder Medikamente verursacht oder begünstigt werden:
Hormonelle Störungen
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion): Verlangsamter Stoffwechsel führt zu Gewichtszunahme
- Cushing-Syndrom: Überschuss an Cortisol verursacht Fetteinlagerungen
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Hormonelle Störung bei Frauen mit Gewichtszunahme
- Wachstumshormonmangel: Reduzierter Energieverbrauch und erhöhte Fettmasse
Medikamente mit Gewichtszunahme als Nebenwirkung
- Antidepressiva (bestimmte SSRI und trizyklische Antidepressiva)
- Antipsychotika (Neuroleptika)
- Kortikosteroide (Cortison)
- Betablocker
- Insulin und bestimmte Diabetesmedikamente
- Antiepileptika
Gesundheitliche Folgen und Begleiterkrankungen
Adipositas ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. Sie stellt einen eigenständigen Risikofaktor für zahlreiche schwerwiegende Erkrankungen dar und kann die Lebenserwartung um durchschnittlich 5 bis 20 Jahre reduzieren, abhängig vom Schweregrad der Adipositas.
Metabolisches Syndrom
Das metabolische Syndrom ist eine Kombination von Risikofaktoren, die häufig gemeinsam mit Adipositas auftreten:
- Abdominale Adipositas (Bauchfett)
- Erhöhter Blutdruck (Hypertonie)
- Erhöhte Blutzuckerwerte
- Erhöhte Triglyceride
- Erniedrigtes HDL-Cholesterin
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Adipositas erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das 2- bis 3-fache:
- Koronare Herzkrankheit: Verengung der Herzkranzgefäße durch Arteriosklerose
- Herzinfarkt: Deutlich erhöhtes Risiko, besonders bei abdominaler Adipositas
- Schlaganfall: Risiko steigt mit zunehmendem BMI
- Herzinsuffizienz: Schwächung der Herzfunktion durch Überlastung
- Vorhofflimmern: Herzrhythmusstörungen treten häufiger auf
- Arterielle Hypertonie: 75% der Adipositas-Patienten haben Bluthochdruck
Stoffwechselerkrankungen
Diabetes mellitus Typ 2
Die engste Verbindung besteht zwischen Adipositas und Typ-2-Diabetes:
- 80-90% der Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig oder adipös
- Das Risiko steigt mit jedem BMI-Punkt über 23 kg/m²
- Insulinresistenz entwickelt sich durch überschüssiges Fettgewebe
- Gewichtsreduktion kann Diabetes rückgängig machen oder verhindern
Fettstoffwechselstörungen
- Erhöhte LDL-Cholesterinwerte (schlechtes Cholesterin)
- Erhöhte Triglyceride
- Erniedrigte HDL-Cholesterinwerte (gutes Cholesterin)
- Erhöhtes Risiko für Arteriosklerose
Erkrankungen des Bewegungsapparates
Das Übergewicht belastet mechanisch die Gelenke und Knochen:
- Arthrose: Verschleiß der Gelenke, besonders Knie, Hüfte und Wirbelsäule
- Rückenschmerzen: Chronische Beschwerden durch Überlastung
- Bandscheibenvorfälle: Erhöhtes Risiko durch Mehrbelastung
- Gicht: Erhöhte Harnsäurewerte begünstigen Gichtanfälle
- Eingeschränkte Mobilität: Bewegungseinschränkungen im Alltag
Atemwegserkrankungen
- Schlafapnoe-Syndrom: Nächtliche Atemaussetzer bei 40-90% der Adipositas-Patienten
- Asthma bronchiale: Häufigeres Auftreten und schwerere Verläufe
- Obesitas-Hypoventilationssyndrom: Eingeschränkte Atmung durch Gewicht
- Verminderte Lungenfunktion: Reduzierte Atemkapazität
Krebserkrankungen
Adipositas erhöht das Risiko für mindestens 13 verschiedene Krebsarten:
- Darmkrebs (Kolorektales Karzinom)
- Brustkrebs (postmenopausal)
- Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom)
- Nierenkrebs
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Leberkrebs
- Gallenblasenkrebs
- Speiseröhrenkrebs
- Eierstockkrebs
Weitere gesundheitliche Folgen
Leber- und Gallenwege
- Fettleber (NAFLD): 70-90% der Adipositas-Patienten betroffen
- Fettleberhepatitis (NASH): Entzündliche Lebererkrankung
- Leberzirrhose: Vernarbung der Leber
- Gallensteine: 3-fach erhöhtes Risiko
Fortpflanzung und Sexualität
- Fertilitätsstörungen: Bei Männern und Frauen
- PCOS: Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit
- Erektile Dysfunktion: Bei adipösen Männern häufiger
- Schwangerschaftskomplikationen: Gestationsdiabetes, Präeklampsie
- Komplikationen bei der Geburt: Erhöhte Kaiserschnittrate
Psychische Gesundheit
- Depression: 2-3-fach erhöhtes Risiko
- Angststörungen: Häufiger bei Adipositas
- Essstörungen: Binge-Eating-Störung
- Soziale Isolation: Stigmatisierung und Diskriminierung
- Vermindertes Selbstwertgefühl: Psychische Belastung
Statistiken zur Krankheitslast
- Lebenserwartung: Bei BMI über 40 kg/m² um 8-10 Jahre reduziert
- Typ-2-Diabetes Risiko: 80-fach erhöht bei BMI über 35 kg/m²
- Herzinfarkt-Risiko: 3-4-fach erhöht
- Schlaganfall-Risiko: 2-3-fach erhöht
- Krebsrisiko: Insgesamt 40% höher
- Arbeitsunfähigkeit: 2-fach höhere Fehlzeiten
Diagnose und Untersuchungen
Die Diagnose der Adipositas erfolgt mehrstufig und umfasst verschiedene Untersuchungen, um das Ausmaß der Erkrankung und mögliche Begleiterkrankungen zu erfassen.
Anthropometrische Messungen
Body-Mass-Index (BMI)
Der BMI ist das Standardverfahren zur ersten Einschätzung, hat aber Einschränkungen bei sehr muskulösen Personen oder älteren Menschen mit verminderter Muskelmasse.
Taillenumfang
Der Taillenumfang ist ein wichtiger Indikator für abdominale Adipositas:
- Männer: Erhöhtes Risiko ab 94 cm, stark erhöht ab 102 cm
- Frauen: Erhöhtes Risiko ab 80 cm, stark erhöht ab 88 cm
Taille-Hüft-Verhältnis (Waist-to-Hip Ratio)
Berechnung: Taillenumfang geteilt durch Hüftumfang
- Männer: Erhöhtes Risiko ab 0,90
- Frauen: Erhöhtes Risiko ab 0,85
Erweiterte Diagnostik
Laboruntersuchungen
- Nüchternblutzucker und HbA1c: Diabetes-Screening
- Lipidprofil: Cholesterin, LDL, HDL, Triglyceride
- Leberwerte: GOT, GPT, Gamma-GT für Fettleber
- Schilddrüsenwerte: TSH zum Ausschluss einer Hypothyreose
- Harnsäure: Gicht-Risiko
- Nierenwerte: Kreatinin, GFR
- Entzündungsmarker: CRP
Apparative Diagnostik
- Blutdruckmessung: Mehrfachmessungen zur Hypertonie-Diagnostik
- EKG: Herzfunktion und Rhythmusstörungen
- Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA): Körperfettanteil und Muskelmasse
- Ultraschall: Leber, Gallenblase, abdominales Fett
- Schlaflabor: Bei Verdacht auf Schlafapnoe
Anamnese und psychosoziale Evaluation
- Gewichtsverlauf und bisherige Abnehmversuche
- Ernährungsgewohnheiten und Essverhalten
- Körperliche Aktivität und Bewegungsmuster
- Medikamentenanamnese
- Familienanamnese
- Psychische Belastungen und Essstörungen
- Motivation zur Gewichtsreduktion
- Soziales Umfeld und Unterstützung
Behandlung und Therapieoptionen
Die Behandlung der Adipositas erfordert einen multimodalen Ansatz, der verschiedene Therapiebausteine kombiniert. Das Ziel ist eine langfristige, nachhaltige Gewichtsreduktion von 5-10% des Ausgangsgewichts, was bereits signifikante gesundheitliche Verbesserungen bewirken kann.
Basistherapie
Ernährungstherapie
Kalorienziel: Reduktion um 500-800 kcal/Tag
- Ausgewogene, nährstoffreiche Kost
- Reduktion von Zucker und gesättigten Fetten
- Erhöhung von Gemüse, Obst und Vollkorn
- Ausreichende Proteinzufuhr (1,2-1,5 g/kg)
- Regelmäßige Mahlzeiten
- Ernährungsberatung und -schulung
Bewegungstherapie
Ziel: 150-300 Minuten moderate Aktivität pro Woche
- Ausdauertraining (Gehen, Radfahren, Schwimmen)
- Krafttraining 2-3x pro Woche
- Alltagsaktivität steigern
- Schrittweise Steigerung der Belastung
- Gelenkschonende Sportarten bevorzugen
Verhaltenstherapie
- Identifikation von Essauslösern
- Erlernen von Bewältigungsstrategien
- Selbstbeobachtung und Tagebuch
- Zielsetzung und Erfolgskontrolle
- Rückfallprävention
- Stressmanagement
Medikamentöse Therapie
Indikation: BMI ≥30 kg/m² oder BMI ≥27 kg/m² mit Begleiterkrankungen
Zugelassene Medikamente (2024)
Orlistat
- Wirkweise: Hemmt Fettaufnahme im Darm
- Dosierung: 3x täglich 120 mg zu den Mahlzeiten
- Gewichtsreduktion: 3-5 kg zusätzlich
- Nebenwirkungen: Fettstühle, Blähungen
Liraglutid (Saxenda)
- Wirkweise: GLP-1-Rezeptoragonist, reduziert Appetit
- Dosierung: 3,0 mg täglich subkutan
- Gewichtsreduktion: 5-10% des Körpergewichts
- Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall
Semaglutid (Wegovy)
- Wirkweise: GLP-1-Rezeptoragonist, neuere Generation
- Dosierung: 2,4 mg wöchentlich subkutan
- Gewichtsreduktion: 10-15% des Körpergewichts
- Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
Naltrexon/Bupropion (Mysimba)
- Wirkweise: Kombination, wirkt auf Belohnungssystem
- Dosierung: 2x täglich, Dosissteigerung
- Gewichtsreduktion: 4-9% des Körpergewichts
- Nebenwirkungen: Übelkeit, Kopfschmerzen, Obstipation
Wichtig: Medikamente nur in Kombination mit Lebensstilmodifikation und unter ärztlicher Kontrolle. Langfristige Einnahme meist erforderlich.
Chirurgische Therapie (Bariatrische Chirurgie)
Indikation:
- BMI ≥40 kg/m² oder
- BMI ≥35 kg/m² mit schweren Begleiterkrankungen
- Nach erfolgloser konservativer Therapie
Operative Verfahren
Magenbypass (Roux-en-Y)
- Methode: Kleiner Magenpouch, Dünndarmumleitung
- Gewichtsverlust: 60-70% des Übergewichts
- Vorteile: Sehr effektiv, Diabetes-Remission 80%
- Nachteile: Nicht reversibel, Nährstoffmangel möglich
Schlauchmagen (Sleeve-Gastrektomie)
- Methode: Entfernung von 80% des Magens
- Gewichtsverlust: 50-60% des Übergewichts
- Vorteile: Technisch einfacher, keine Umleitung
- Nachteile: Nicht reversibel, Reflux möglich
Magenband
- Methode: Verstellbares Silikonband um Magen
- Gewichtsverlust: 40-50% des Übergewichts
- Vorteile: Reversibel, keine Darmanatomie-Änderung
- Nachteile: Geringerer Gewichtsverlust, Komplikationen
Ergebnisse und Nachsorge
- Gewichtsreduktion: Maximal nach 1-2 Jahren
- Diabetes-Remission: 60-80% bei Magenbypass
- Blutdruck: Normalisierung bei 50-70%
- Lebensqualität: Deutliche Verbesserung
- Sterblichkeit: Reduktion um 30-40%
Lebenslange Nachsorge erforderlich: Vitamin- und Mineralstoffsubstitution, regelmäßige Kontrollen, Ernährungsberatung
Strukturierte Programme
Multimodale Konzepte
Kombination verschiedener Therapiebausteine über mindestens 6-12 Monate:
- Ernährungstherapie mit Ernährungsberatung
- Bewegungstherapie mit Trainingsplan
- Verhaltenstherapie in Einzel- oder Gruppensitzungen
- Medizinische Betreuung und Kontrollen
- Langfristige Nachbetreuung
Rehabilitationsmaßnahmen
- Stationäre oder ambulante Rehabilitation
- Intensive Therapie über 3-6 Wochen
- Multidisziplinäres Team
- Schulungen und Workshops
- Psychologische Betreuung
Selbsthilfegruppen und Unterstützung
- Erfahrungsaustausch mit Betroffenen
- Motivation und gegenseitige Unterstützung
- Langfristige Begleitung
- Online- und Präsenzgruppen
Prävention und Vorbeugung
Die Prävention von Adipositas ist wesentlich effektiver und kostengünstiger als die Behandlung. Sie sollte bereits im Kindesalter beginnen und alle Lebensphasen umfassen.
Individuelle Präventionsmaßnahmen
- Ausgewogene Ernährung: Mediterrane Kost mit viel Gemüse, Obst, Vollkorn, Hülsenfrüchten und gesunden Fetten
- Portionskontrolle: Bewusstsein für angemessene Portionsgrößen entwickeln
- Regelmäßige Mahlzeiten: 3 Hauptmahlzeiten, Vermeidung von ständigem Snacking
- Zuckerreduktion: Verzicht auf gesüßte Getränke und stark verarbeitete Lebensmittel
- Tägliche Bewegung: Mindestens 30 Minuten moderate Aktivität
- Alltagsaktivität: Treppen statt Aufzug, Fahrrad statt Auto
- Ausreichend Schlaf: 7-9 Stunden pro Nacht
- Stressmanagement: Entspannungstechniken, Achtsamkeit
- Regelmäßige Gewichtskontrolle: Frühzeitiges Erkennen von Gewichtszunahme
- Bewusstes Essen: Langsam essen, auf Sättigungsgefühl achten
Prävention bei Kindern und Jugendlichen
Die Prävention im Kindesalter ist besonders wichtig, da adipöse Kinder oft zu adipösen Erwachsenen werden:
Familiäre Maßnahmen
- Vorbildfunktion: Eltern leben gesunden Lebensstil vor
- Gemeinsame Mahlzeiten: Regelmäßiges Essen am Tisch ohne Ablenkung
- Gesunde Lebensmittelauswahl: Verfügbarkeit gesunder Snacks
- Bewegung fördern: Aktive Freizeitgestaltung, Sport
- Bildschirmzeit begrenzen: Maximal 2 Stunden pro Tag
- Ausreichend Schlaf: Altersgerechte Schlafenszeiten
Schulische Maßnahmen
- Ernährungsbildung im Unterricht
- Gesunde Schulverpflegung
- Ausreichend Bewegungsangebote
- Sportförderung und Pausenaktivitäten
- Verzicht auf Süßigkeiten als Belohnung
Gesellschaftliche Prävention
Politische Maßnahmen
- Lebensmittelkennzeichnung: Ampelsystem (Nutri-Score)
- Werbebeschränkungen: Für ungesunde Lebensmittel an Kinder
- Zuckersteuer: Besteuerung gesüßter Getränke
- Subventionen: Für gesunde Lebensmittel
- Stadtplanung: Förderung von Bewegung durch Infrastruktur
Arbeitsplatzprävention
- Gesunde Kantinenangebote
- Bewegungsförderung am Arbeitsplatz
- Betriebliche Gesundheitsprogramme
- Ergonomische Arbeitsplätze mit Bewegungsmöglichkeiten
- Stressreduktion und Work-Life-Balance
Erfolgsfaktoren für langfristige Gewichtskontrolle
- Realistische Ziele: 0,5-1 kg Gewichtsverlust pro Woche
- Langfristige Verhaltensänderung: Keine kurzfristigen Diäten
- Selbstbeobachtung: Regelmäßiges Wiegen und Ernährungstagebuch
- Soziale Unterstützung: Familie, Freunde, Selbsthilfegruppen
- Professionelle Begleitung: Ärzte, Ernährungsberater, Therapeuten
- Rückfallmanagement: Strategien für schwierige Situationen
- Flexibilität: Anpassung an Lebenssituationen
- Positive Einstellung: Fokus auf Gesundheit statt nur Gewicht
Prognose und Lebensqualität
Die Prognose bei Adipositas hängt stark vom Schweregrad, den Begleiterkrankungen und der Therapieadhärenz ab. Auch moderate Gewichtsreduktionen von 5-10% des Ausgangsgewichts führen bereits zu signifikanten gesundheitlichen Verbesserungen.
Positive Effekte der Gewichtsreduktion
- Diabetes: 58% Risikoreduktion bei 5-7% Gewichtsverlust
- Blutdruck: Senkung um 5-20 mmHg systolisch
- Cholesterin: Verbesserung des Lipidprofils
- Schlafapnoe: Deutliche Besserung oder Remission
- Gelenkbeschwerden: Reduktion der Schmerzen
- Lebensqualität: Signifikante Verbesserung
- Psychisches Wohlbefinden: Steigerung des Selbstwertgefühls
- Mobilität: Erhöhte körperliche Leistungsfähigkeit
Herausforderungen und Barrieren
- Jo-Jo-Effekt: Wiedergewichtszunahme nach Diäten
- Stoffwechselanpassung: Verminderter Grundumsatz
- Psychologische Faktoren: Emotionales Essen, Stress
- Soziale Faktoren: Umfeld, Stigmatisierung
- Zeitaufwand: Für Ernährungsumstellung und Sport
- Kosten: Für gesunde Ernährung und Programme
- Motivation: Langfristige Aufrechterhaltung
Langfristige Perspektive
Eine dauerhafte Gewichtsreduktion ist möglich, erfordert aber lebenslange Verhaltensänderungen:
- 20% der Adipositas-Patienten erreichen langfristig erfolgreiche Gewichtsreduktion
- Multimodale Programme zeigen bessere Langzeitergebnisse
- Bariatrische Chirurgie bietet nachhaltigste Gewichtsreduktion
- Kontinuierliche Nachbetreuung verbessert Erfolgsrate
- Frühzeitige Intervention erhöht Erfolgschancen
Zusammenfassung
Adipositas ist eine komplexe, chronische Erkrankung mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen. Sie erfordert einen ganzheitlichen Behandlungsansatz, der Ernährung, Bewegung, Verhaltensänderung und bei Bedarf medikamentöse oder chirurgische Therapie kombiniert. Die Prävention ist von entscheidender Bedeutung und sollte alle Gesellschaftsebenen einbeziehen. Mit professioneller Unterstützung, realistischen Zielen und langfristiger Motivation ist eine erfolgreiche Gewichtsreduktion und Verbesserung der Lebensqualität möglich.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und ersetzt nicht die persönliche Beratung durch einen Arzt. Bei Übergewicht oder Adipositas sollten Sie medizinischen Rat einholen, um eine individuell angepasste Therapie zu erhalten. Eigenständige Therapieversuche ohne ärztliche Begleitung können gesundheitliche Risiken bergen.
Was ist der Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas?
Übergewicht bezeichnet einen BMI zwischen 25 und 29,9 kg/m², während Adipositas ab einem BMI von 30 kg/m² beginnt. Adipositas ist eine anerkannte chronische Erkrankung mit deutlich höherem Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten. Der Übergang markiert den Punkt, ab dem gesundheitliche Risiken signifikant zunehmen.
Wie viel Gewichtsverlust ist realistisch und gesund?
Ein gesunder und nachhaltiger Gewichtsverlust liegt bei 0,5 bis 1 Kilogramm pro Woche. Bereits eine Reduktion von 5-10% des Ausgangsgewichts führt zu deutlichen gesundheitlichen Verbesserungen, wie Senkung des Blutdrucks, besseren Blutzuckerwerten und Reduktion des Diabetes-Risikos. Radikale Diäten mit schnellem Gewichtsverlust führen häufig zum Jo-Jo-Effekt und sind langfristig nicht erfolgreich.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Adipositas?
Die Behandlung erfolgt stufenweise: Basis ist immer die Kombination aus Ernährungsumstellung, Bewegungssteigerung und Verhaltenstherapie. Bei BMI ab 30 kg/m² können zusätzlich Medikamente wie GLP-1-Agonisten eingesetzt werden. Ab einem BMI von 40 kg/m² oder 35 kg/m² mit schweren Begleiterkrankungen kommt eine bariatrische Operation in Betracht, die nachhaltigste Gewichtsreduktionen ermöglicht.
Kann Adipositas genetisch bedingt sein?
Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle und tragen zu 40-70% zur Entstehung von Adipositas bei. Sie beeinflussen Stoffwechsel, Appetitregulation und Fettverteilung. Allerdings bedeutet eine genetische Veranlagung nicht zwangsläufig Adipositas – Umweltfaktoren wie Ernährung und Bewegung sind entscheidend. Die genetische Komponente erklärt, warum manche Menschen leichter zunehmen als andere.
Welche Folgeerkrankungen kann Adipositas verursachen?
Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche Erkrankungen erheblich: Typ-2-Diabetes (80-fach erhöhtes Risiko), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Schlaganfall, Fettleber, Schlafapnoe, Gelenkerkrankungen und mindestens 13 verschiedene Krebsarten. Zusätzlich können psychische Erkrankungen wie Depression auftreten. Die Lebenserwartung kann bei schwerem Übergewicht um 8-10 Jahre reduziert sein.
Letzte Bearbeitung am Sonntag, 30. November 2025 – 16:56 Uhr von Alex, Webmaster von med-nebenwirkungen.de.