Die koronare Herzkrankheit (KHK) zählt zu den häufigsten Herzerkrankungen weltweit und ist eine der führenden Todesursachen in Deutschland. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Verengung der Herzkranzgefäße, wodurch die Durchblutung des Herzmuskels eingeschränkt wird. Etwa 6 Millionen Menschen in Deutschland leben mit dieser Diagnose, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Eine frühzeitige Erkennung und konsequente Behandlung können die Lebensqualität erheblich verbessern und lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzinfarkt verhindern.
⚕️ Medizinischer Hinweis zu Koronare Herzkrankheit | KHK | Verengung der Herzkranzgefäße
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Was ist die koronare Herzkrankheit?
Die koronare Herzkrankheit, kurz KHK, bezeichnet eine chronische Erkrankung der Herzkranzgefäße (Koronararterien), die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Bei der KHK kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßwänden, die das Gefäßlumen verengen und den Blutfluss behindern. Dieser Prozess wird als Arteriosklerose oder Gefäßverkalkung bezeichnet.
Die Herzkranzgefäße haben einen Durchmesser von etwa 2-4 Millimeter und verzweigen sich in immer kleinere Äste, um den gesamten Herzmuskel zu versorgen. Wenn diese Gefäße durch Ablagerungen verengt werden, erhält der Herzmuskel nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe, insbesondere bei körperlicher Anstrengung oder Stress.
Wichtige Fakten zur KHK
Die koronare Herzkrankheit entwickelt sich meist über Jahre oder Jahrzehnte hinweg. Erste Ablagerungen können bereits im jungen Erwachsenenalter entstehen, bleiben aber oft lange unbemerkt. Erst wenn die Gefäße zu etwa 70 Prozent verengt sind, treten in der Regel erste Beschwerden auf.
Ursachen und Entstehung der koronaren Herzkrankheit
Die Hauptursache der KHK ist die Arteriosklerose, ein schleichender Prozess, bei dem sich Fett, Cholesterin, Kalk und andere Substanzen in den Gefäßwänden ablagern. Diese Ablagerungen werden als Plaques bezeichnet und führen zu einer zunehmenden Verengung der Herzkranzgefäße.
Der Prozess der Gefäßverkalkung
Die Entstehung der Arteriosklerose beginnt mit einer Schädigung der inneren Gefäßwand (Endothel). Durch verschiedene Risikofaktoren wie erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck oder Rauchen entstehen Entzündungsreaktionen in der Gefäßwand. Dabei lagern sich zunächst Fettpartikel in der Gefäßwand ein, die dann von Immunzellen aufgenommen werden. Es bilden sich sogenannte Schaumzellen, die den Kern der arteriosklerotischen Plaques darstellen.
Im weiteren Verlauf wachsen diese Plaques, verkalken und verengen zunehmend das Gefäßinnere. Die Gefäßwand verliert ihre Elastizität und kann sich nicht mehr ausreichend weiten. In fortgeschrittenen Stadien können die Plaques aufbrechen, was zur Bildung von Blutgerinnseln führt und einen Herzinfarkt auslösen kann.
Risikofaktoren für die KHK
Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken. Man unterscheidet zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren:
Werte über 140/90 mmHg
LDL-Cholesterin über 160 mg/dl
Typ 1 und Typ 2
Aktiv und passiv
BMI über 25 kg/m²
Weniger als 150 Min./Woche
Chronische psychische Belastung
KHK bei Verwandten ersten Grades
Männer ab 45, Frauen ab 55 Jahren
Männer häufiger betroffen
Metabolisches Syndrom
Eine besonders gefährliche Kombination stellt das metabolische Syndrom dar, bei dem mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen: Übergewicht (insbesondere Bauchfett), erhöhter Blutzucker, Bluthochdruck und ungünstige Blutfettwerte. Menschen mit metabolischem Syndrom haben ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer KHK.
Symptome und Beschwerden bei koronarer Herzkrankheit
Die Symptome der KHK können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und hängen vom Schweregrad der Erkrankung ab. Viele Betroffene bemerken lange Zeit keine Beschwerden, während andere bereits bei leichter Anstrengung typische Symptome entwickeln.
Angina pectoris – Das Leitsymptom
Das charakteristische Symptom der koronaren Herzkrankheit ist die Angina pectoris, lateinisch für „Brustenge“. Betroffene beschreiben typischerweise ein Druckgefühl, Engegefühl oder Schmerzen hinter dem Brustbein. Diese Beschwerden treten meist bei körperlicher Belastung oder emotionalem Stress auf, wenn der Herzmuskel mehr Sauerstoff benötigt, als durch die verengten Gefäße geliefert werden kann.
Typische Brustschmerzen
Druck oder Enge hinter dem Brustbein, oft ausstrahlend in den linken Arm, Hals, Kiefer oder Oberbauch. Dauer meist 5-15 Minuten.
Atemnot
Kurzatmigkeit bei Belastung oder auch in Ruhe, Gefühl nicht genug Luft zu bekommen, beschleunigter Atem.
Leistungsminderung
Schnelle Erschöpfung bei körperlicher Aktivität, reduzierte Belastbarkeit, ungewöhnliche Müdigkeit.
Herzrhythmusstörungen
Herzstolpern, unregelmäßiger Herzschlag, Herzrasen ohne erkennbaren Grund.
Schweißausbrüche
Plötzliches, starkes Schwitzen ohne körperliche Anstrengung, kalter Schweiß.
Übelkeit und Schwindel
Besonders bei akuten Durchblutungsstörungen, Gefühl von Benommenheit.
Stadien der Angina pectoris (CCS-Klassifikation)
Beschwerden nur bei sehr starker oder längerer Belastung. Normale körperliche Aktivität führt nicht zu Symptomen. Treppensteigen oder schnelles Gehen über längere Strecken kann Beschwerden auslösen.
Beschwerden bei stärkerer Alltagsbelastung wie Treppensteigen über mehr als eine Etage, schnelles Gehen oder Gehen bei Kälte oder Wind. Leichte Einschränkung der normalen körperlichen Aktivität.
Beschwerden bereits bei leichter Belastung wie normalem Gehen in der Ebene über 100-200 Meter oder Treppensteigen über eine Etage. Deutliche Einschränkung der körperlichen Aktivität im Alltag.
Beschwerden bereits in Ruhe oder bei geringster Belastung. Jegliche körperliche Aktivität verstärkt die Beschwerden. Schwere Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Atypische Symptome
Besonders bei Frauen, älteren Menschen und Diabetikern können die Symptome atypisch verlaufen. Statt der klassischen Brustschmerzen treten oft unspezifische Beschwerden wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Rückenschmerzen oder extreme Müdigkeit auf. Diese atypischen Symptome werden häufig fehlgedeutet, was zu einer verzögerten Diagnose führen kann.
Notfall: Herzinfarkt erkennen
Ein Herzinfarkt ist ein absoluter Notfall! Wählen Sie sofort die 112, wenn folgende Symptome auftreten: Starke, länger als 5 Minuten anhaltende Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schultern, Hals oder Oberbauch ausstrahlen können, Engegefühl oder starker Druck im Brustkorb, Atemnot, Übelkeit, kalter Schweiß, Todesangst. Bei Frauen können die Symptome milder sein: Übelkeit, Erbrechen, Rücken- oder Kieferschmerzen.
Diagnose der koronaren Herzkrankheit
Die Diagnose der KHK erfolgt durch verschiedene Untersuchungsmethoden, die stufenweise durchgeführt werden. Ziel ist es, das Ausmaß der Gefäßverengungen zu bestimmen und das individuelle Risiko einzuschätzen.
Diagnostische Schritte
Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt erfragt ausführlich die Beschwerden, Risikofaktoren und Vorerkrankungen. Bei der körperlichen Untersuchung werden Blutdruck, Puls und Herzgeräusche überprüft. Auch Zeichen für Durchblutungsstörungen an anderen Körperstellen werden untersucht.
Ruhe-EKG (Elektrokardiogramm)
Das EKG zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf. Es kann Hinweise auf durchgemachte Herzinfarkte, Durchblutungsstörungen oder Rhythmusstörungen geben. Allerdings ist das Ruhe-EKG bei stabiler KHK oft unauffällig.
Laboruntersuchungen
Blutuntersuchungen geben Aufschluss über Risikofaktoren wie Cholesterinwerte (Gesamt-Cholesterin, LDL, HDL, Triglyceride), Blutzucker, HbA1c (Langzeitblutzucker), Nierenwerte und Entzündungsmarker. Bei Verdacht auf akuten Herzinfarkt werden spezielle Herzenzyme (Troponin) bestimmt.
Belastungs-EKG (Ergometrie)
Während der Patient auf einem Fahrrad oder Laufband trainiert, wird kontinuierlich ein EKG abgeleitet. Belastungsbedingte Veränderungen im EKG, Blutdruckverhalten und das Auftreten von Beschwerden geben wichtige Hinweise auf eine KHK. Die Untersuchung dauert etwa 15-20 Minuten.
Echokardiographie (Herzultraschall)
Mit Ultraschall werden Herzgröße, Wanddicke, Pumpfunktion und Herzklappenveränderungen beurteilt. Eine Stress-Echokardiographie kombiniert den Ultraschall mit einer Belastung (körperlich oder medikamentös) und kann Wandbewegungsstörungen sichtbar machen, die auf Durchblutungsstörungen hinweisen.
Myokardszintigraphie
Bei dieser nuklearmedizinischen Untersuchung wird eine schwach radioaktive Substanz gespritzt, die sich im Herzmuskel anreichert. Bereiche mit verminderter Durchblutung zeigen eine geringere Anreicherung. Die Untersuchung erfolgt in Ruhe und unter Belastung.
Kardio-CT (Computertomographie)
Die Computer-Tomographie des Herzens kann Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen darstellen (Calcium-Score) und mit Kontrastmittel auch Verengungen sichtbar machen. Die Untersuchung ist nicht-invasiv und dauert nur wenige Minuten, erfordert aber eine Strahlenbelastung.
Kardio-MRT (Magnetresonanztomographie)
Die MRT liefert detaillierte Bilder des Herzens ohne Strahlenbelastung. Sie kann Durchblutungsstörungen, Narbengewebe nach Herzinfarkt und die Herzfunktion sehr genau darstellen. Die Untersuchung dauert etwa 30-45 Minuten.
Herzkatheter (Koronarangiographie)
Die Herzkatheteruntersuchung ist der Goldstandard zur Diagnose der KHK. Über einen Katheter, der meist über die Leistenarterie oder Handgelenksarterie eingeführt wird, werden die Herzkranzgefäße mit Kontrastmittel dargestellt und Röntgenaufnahmen angefertigt. So können Art, Lage und Schweregrad der Verengungen exakt bestimmt werden. Bei Bedarf kann während der Untersuchung direkt eine Behandlung (Ballondilatation, Stent) erfolgen.
Behandlung der koronaren Herzkrankheit
Die Behandlung der KHK verfolgt mehrere Ziele: Beschwerden lindern, die Lebensqualität verbessern, Komplikationen wie Herzinfarkt verhindern und die Lebenserwartung erhöhen. Die Therapie besteht aus drei Säulen: Lebensstiländerungen, medikamentöse Behandlung und interventionelle oder operative Verfahren.
Lebensstiländerungen als Basis
Wichtige Maßnahmen zur Risikoreduktion
- Rauchstopp: Das Rauchen aufzugeben ist die wirksamste Einzelmaßnahme. Das Herzinfarktrisiko sinkt bereits nach einem Jahr rauchfreier Zeit um 50 Prozent.
- Gesunde Ernährung: Mediterrane Kost mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Fisch, Olivenöl und Nüssen. Reduktion von rotem Fleisch, gesättigten Fetten und Zucker.
- Regelmäßige Bewegung: Mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche, z.B. zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen. Bewegung sollte individuell angepasst und langsam gesteigert werden.
- Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht Gewichtsabnahme anstreben. Bereits 5-10 Prozent Gewichtsverlust verbessern die Risikofaktoren deutlich.
- Stressmanagement: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
- Alkoholkonsum begrenzen: Maximal ein kleines Glas Wein oder Bier pro Tag für Frauen, zwei für Männer.
- Rehabilitation: Eine ambulante oder stationäre Herzrehabilitation bietet strukturierte Programme zur Lebensstiländerung und körperlichen Konditionierung.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Behandlung der KHK umfasst verschiedene Wirkstoffgruppen, die meist in Kombination eingesetzt werden. Die Medikamente müssen in der Regel lebenslang eingenommen werden.
Thrombozytenaggregationshemmer
Wirkstoffe: Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel, Ticagrelor
Wirkung: Verhindern die Verklumpung von Blutplättchen und reduzieren das Risiko für Blutgerinnsel und Herzinfarkt um etwa 25 Prozent.
Dosierung: ASS meist 100 mg täglich
Statine (Cholesterinsenker)
Wirkstoffe: Atorvastatin, Simvastatin, Rosuvastatin
Wirkung: Senken das LDL-Cholesterin, stabilisieren arteriosklerotische Plaques und reduzieren Entzündungsprozesse. Senkung des Herzinfarktrisikos um bis zu 30 Prozent.
Zielwert: LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl bei KHK
Betablocker
Wirkstoffe: Metoprolol, Bisoprolol, Carvedilol
Wirkung: Senken Herzfrequenz und Blutdruck, reduzieren den Sauerstoffbedarf des Herzens und schützen vor Rhythmusstörungen. Besonders wichtig nach Herzinfarkt.
Ziel-Herzfrequenz: 55-60 Schläge pro Minute in Ruhe
ACE-Hemmer / AT1-Blocker
Wirkstoffe: Ramipril, Enalapril (ACE-Hemmer), Valsartan, Candesartan (AT1-Blocker)
Wirkung: Senken Blutdruck, schützen Herz und Gefäße, verbessern die Prognose nach Herzinfarkt. Besonders wichtig bei Herzschwäche oder Diabetes.
Ziel-Blutdruck: Unter 130/80 mmHg
Nitrate
Wirkstoffe: Glyceroltrinitrat (Nitrospray), Isosorbiddinitrat, Isosorbidmononitrat
Wirkung: Erweitern die Herzkranzgefäße, verbessern die Durchblutung, lindern Angina-pectoris-Beschwerden schnell. Nitrospray als Notfallmedikament.
Anwendung: Bei Bedarf oder vorbeugend vor Belastung
Calciumantagonisten
Wirkstoffe: Amlodipin, Diltiazem, Verapamil
Wirkung: Erweitern die Gefäße, senken Blutdruck, können bei Unverträglichkeit von Betablockern eingesetzt werden.
Einsatz: Ergänzung zur Standardtherapie
Interventionelle Verfahren
Perkutane Koronarintervention (PCI) mit Stent-Implantation
Bei der PCI wird über einen Katheter ein Ballon in die verengte Stelle der Herzkranzarterie vorgeschoben und aufgeblasen, wodurch die Verengung aufgedehnt wird. Anschließend wird meist ein Stent (Gefäßstütze) eingesetzt, ein kleines Röhrchen aus Metallgeflecht, das das Gefäß offen hält. In Deutschland werden jährlich etwa 350.000 solcher Eingriffe durchgeführt.
Medikamentenbeschichtete Stents (Drug Eluting Stents, DES): Diese Stents geben über Wochen einen Wirkstoff ab, der die Neubildung von Gewebe in der Gefäßwand hemmt und so das Risiko einer erneuten Verengung (Restenose) reduziert. Nach Stent-Implantation ist eine duale Plättchenhemmung mit zwei Medikamenten (meist ASS plus Clopidogrel oder Ticagrelor) für 6-12 Monate erforderlich.
Bypass-Operation (Koronare Bypass-Operation, CABG)
Bei der Bypass-Operation werden verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße durch Umgehungskreisläufe (Bypässe) überbrückt. Als Bypässe dienen körpereigene Blutgefäße, meist die Brustwandarterie (Arteria thoracica interna) oder Venen aus dem Bein (Vena saphena magna).
Die Operation wird meist am offenen Herzen mit Herz-Lungen-Maschine durchgeführt, zunehmend aber auch am schlagenden Herzen (Off-Pump-Technik). In Deutschland werden jährlich etwa 45.000 Bypass-Operationen durchgeführt. Die Operation ist besonders sinnvoll bei Verengungen mehrerer Gefäße, Hauptstammverengungen oder bei Diabetikern mit ausgedehnten Gefäßveränderungen.
Wann welche Behandlung?
Die Entscheidung zwischen medikamentöser Therapie, Stent oder Bypass hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Medikamentöse Therapie allein ist ausreichend bei leichten Verengungen (unter 50 Prozent), stabiler Angina pectoris mit guter Symptomkontrolle und bei Patienten mit hohem Operationsrisiko.
Stent-Implantation wird bevorzugt bei akutem Koronarsyndrom (instabile Angina, Herzinfarkt), kurzen Verengungen in einem oder zwei Gefäßen, und wenn eine schnelle Symptomlinderung gewünscht ist.
Bypass-Operation ist vorteilhaft bei Verengung des Hauptstamms der linken Herzkranzarterie, Verengungen in allen drei Hauptgefäßen (besonders bei Diabetikern), komplexen, langen Verengungen und eingeschränkter Pumpfunktion des Herzens.
Verlauf und Prognose
Die koronare Herzkrankheit ist eine chronische, fortschreitende Erkrankung. Der Verlauf hängt entscheidend von der konsequenten Behandlung und der Kontrolle der Risikofaktoren ab. Ohne Behandlung schreitet die Gefäßverkalkung kontinuierlich fort und das Risiko für Komplikationen steigt.
Mögliche Komplikationen
Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Die gefährlichste Komplikation der KHK. Etwa 280.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Herzinfarkt, etwa 50.000 sterben daran. Ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein Herzkranzgefäß vollständig verschlossen wird, meist durch ein Blutgerinnsel auf einer aufgebrochenen Plaque. Der betroffene Herzmuskelbereich erhält keinen Sauerstoff mehr und stirbt ab.
Herzrhythmusstörungen: Durchblutungsstörungen des Herzens können zu gefährlichen Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern führen, die unbehandelt zum plötzlichen Herztod führen können.
Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Chronische Durchblutungsstörungen schwächen auf Dauer die Pumpkraft des Herzens. Das Herz kann nicht mehr ausreichend Blut in den Körper pumpen, es kommt zu Luftnot, Wassereinlagerungen und eingeschränkter Belastbarkeit.
Plötzlicher Herztod: In etwa 10 Prozent der Fälle ist der plötzliche Herztod das erste und einzige Symptom einer KHK. Ursache sind meist lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen.
Lebenserwartung und Prognose
Die Prognose der KHK hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Mit moderner Therapie können viele Patienten ein weitgehend normales Leben führen. Die 10-Jahres-Überlebensrate bei stabiler KHK liegt bei konsequenter Behandlung bei etwa 80-90 Prozent.
Entscheidend für die Prognose sind: Ausmaß der Gefäßverengungen, Funktion des Herzmuskels, konsequente Einnahme der Medikamente, Kontrolle der Risikofaktoren (besonders Rauchstopp, Blutdruck, Cholesterin), regelmäßige körperliche Aktivität und Vermeidung von Übergewicht.
Nach einem Herzinfarkt ist die Prognose abhängig von der Größe des geschädigten Bereichs, der Pumpfunktion des Herzens und der Schnelligkeit der Behandlung. Je früher ein verschlossenes Gefäß wiedereröffnet wird, desto besser ist die Prognose. Die 30-Tages-Sterblichkeit nach Herzinfarkt liegt heute bei etwa 10-12 Prozent, nach einem Jahr bei etwa 15 Prozent.
Vorbeugung der koronaren Herzkrankheit
Die beste Behandlung der KHK ist ihre Vorbeugung. Da die meisten Risikofaktoren beeinflussbar sind, lässt sich das Erkrankungsrisiko durch einen gesunden Lebensstil erheblich senken. Studien zeigen, dass bis zu 80 Prozent der KHK-Fälle durch Prävention vermeidbar wären.
Primärprävention – Verhinderung der Erkrankung
Gesunde Ernährung: Die mediterrane Ernährung hat sich als besonders herzgesund erwiesen. Empfohlen werden täglich 5 Portionen Obst und Gemüse, 2-3 Mal wöchentlich Fisch (besonders fettreiche Sorten wie Lachs, Makrele, Hering), Vollkornprodukte statt Weißmehl, Olivenöl als Hauptfettquelle, eine Handvoll Nüsse täglich, reduzierter Konsum von rotem Fleisch und Wurstwaren sowie Vermeidung von Fertigprodukten mit hohem Salz-, Zucker- und Fettgehalt.
Regelmäßige Bewegung: Mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Aktivität pro Woche. Ideal sind Ausdauersportarten wie Walken, Joggen, Radfahren, Schwimmen. Auch Alltagsaktivitäten zählen: Treppen steigen statt Aufzug, Fahrrad statt Auto, Spazierengehen in der Mittagspause.
Nichtrauchen: Rauchen ist der bedeutendste vermeidbare Risikofaktor. Raucher haben ein 2-4-fach erhöhtes Risiko für KHK. Auch Passivrauchen erhöht das Risiko um 25-30 Prozent.
Normalgewicht: Ein Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 25 kg/m² ist anzustreben. Besonders das Bauchfett (viszerales Fett) ist gefährlich. Der Bauchumfang sollte bei Männern unter 94 cm, bei Frauen unter 80 cm liegen.
Stressreduktion: Chronischer Stress erhöht das KHK-Risiko. Hilfreich sind regelmäßige Entspannungsphasen, ausreichend Schlaf (7-8 Stunden), soziale Kontakte und Hobbys.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre Gesundheits-Check-up mit Messung von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker. Bei Risikofaktoren engmaschigere Kontrollen.
Sekundärprävention – Verhinderung des Fortschreitens
Patienten mit bereits diagnostizierter KHK benötigen eine besonders intensive Risikofaktorenkontrolle, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Komplikationen zu vermeiden. Die Zielwerte sind strenger als bei der Primärprävention:
Blutdruck: Zielwert unter 130/80 mmHg, bei guter Verträglichkeit sogar unter 120/70 mmHg
LDL-Cholesterin: Zielwert unter 55 mg/dl, bei sehr hohem Risiko sogar unter 40 mg/dl
Blutzucker: HbA1c-Wert bei Diabetikern unter 7 Prozent, Nüchternblutzucker 80-130 mg/dl
Gewicht: BMI unter 25 kg/m², Bauchumfang bei Männern unter 94 cm, bei Frauen unter 80 cm
Zusätzlich sind regelmäßige kardiologische Kontrolluntersuchungen wichtig, meist alle 3-6 Monate. Dabei werden Beschwerden, Medikamentenwirkung, Nebenwirkungen und Risikofaktoren überprüft. Jährlich sollte ein Belastungs-EKG durchgeführt werden.
Leben mit koronarer Herzkrankheit
Eine KHK-Diagnose bedeutet nicht das Ende eines aktiven Lebens. Mit der richtigen Behandlung und Anpassung des Lebensstils können die meisten Patienten ein weitgehend normales Leben führen. Wichtig ist, die Erkrankung zu akzeptieren und aktiv mit ihr umzugehen.
Alltag und Beruf
Die meisten Patienten mit stabiler KHK können ihren Beruf weiter ausüben. Bei körperlich sehr belastenden Tätigkeiten oder Berufen mit hoher Verantwortung (z.B. Busfahrer, Pilot) kann eine Umschulung notwendig sein. Nach Herzinfarkt oder Bypass-Operation ist meist eine Arbeitsunfähigkeit von 6-12 Wochen erforderlich.
Sport und Bewegung
Körperliche Aktivität ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht! Regelmäßiger Sport verbessert die Prognose deutlich. Geeignet sind vor allem Ausdauersportarten mit moderater Intensität. Die Belastung sollte so gewählt werden, dass man sich dabei noch unterhalten kann. Ungeeignet sind Sportarten mit plötzlichen, maximalen Belastungen (z.B. Squash) oder Wettkampfsportarten mit hohem Ehrgeiz.
Eine Herzrehabilitation bietet ein strukturiertes, überwachtes Trainingsprogramm und hilft, die richtige Belastungsintensität zu finden. Viele Herzsportgruppen ermöglichen ein langfristiges, betreutes Training.
Sexualität
Sexuelle Aktivität ist bei stabiler KHK in der Regel problemlos möglich. Die körperliche Belastung entspricht etwa dem Treppensteigen über zwei Etagen. Als Faustregel gilt: Wer diese Belastung beschwerdefrei schafft, kann auch sexuell aktiv sein. Bei Angina-pectoris-Beschwerden kann vorbeugend ein Nitrospray verwendet werden. Wichtig: Potenzsteigernde Medikamente (Viagra, Cialis) dürfen nicht zusammen mit Nitraten eingenommen werden, da es zu gefährlichem Blutdruckabfall kommen kann.
Reisen
Reisen sind bei stabiler KHK möglich, sollten aber gut geplant werden. Wichtig sind: ausreichend Medikamente mitnehmen (besser zu viel als zu wenig), Notfallmedikamente (Nitrospray) griffbereit haben, Medikamentenliste und Arztbrief in Landessprache mitführen, Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport abschließen, bei Flugreisen Medikamente im Handgepäck mitführen. Extremklima (große Hitze, große Kälte, große Höhen über 2500 Meter) sollte vermieden werden.
Autofahren
Bei stabiler KHK ohne Beschwerden ist Autofahren erlaubt. Nach Herzinfarkt oder Stent-Implantation gilt eine Fahrpause von 1-2 Wochen, nach Bypass-Operation von 4-6 Wochen. Bei instabiler Angina pectoris oder schweren Rhythmusstörungen besteht Fahrverbot bis zur Stabilisierung. Berufskraftfahrer benötigen eine spezielle verkehrsmedizinische Begutachtung.
Psychische Aspekte
Eine KHK-Diagnose oder ein Herzinfarkt sind oft mit Ängsten, Unsicherheit und depressiven Verstimmungen verbunden. Etwa 20-30 Prozent der Patienten entwickeln eine Depression, die wiederum die Prognose verschlechtert. Wichtig ist, psychische Probleme anzusprechen und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Psychotherapie, Entspannungsverfahren oder bei Bedarf auch Antidepressiva können helfen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen wird oft als hilfreich erlebt.
Neue Entwicklungen und Forschung
Die Forschung zur koronaren Herzkrankheit schreitet kontinuierlich voran. Neue Medikamente, verbesserte Stents und innovative Therapieansätze sollen die Behandlung weiter optimieren.
Neue Medikamente
PCSK9-Hemmer: Diese neuen Cholesterinsenker (Alirocumab, Evolocumab) senken das LDL-Cholesterin um bis zu 60 Prozent zusätzlich zu Statinen. Sie werden als Spritze alle 2-4 Wochen verabreicht und sind besonders für Hochrisikopatienten geeignet, die mit Statinen allein ihre Zielwerte nicht erreichen.
SGLT2-Hemmer: Ursprünglich zur Diabetes-Behandlung entwickelt, zeigen diese Medikamente auch bei Herzpatienten positive Effekte. Sie reduzieren das Risiko für Herzschwäche und verbessern die Prognose.
Entzündungshemmer: Da Entzündungsprozesse eine wichtige Rolle bei der Arteriosklerose spielen, werden neue Medikamente erforscht, die gezielt Entzündungen hemmen, wie z.B. Colchicin.
Verbesserte Stents und Interventionen
Moderne Stents sind dünner, flexibler und besser verträglich. Bioresorbierbare Stents, die sich nach einigen Jahren auflösen, werden erforscht. Neue Bildgebungsverfahren während der Herzkatheteruntersuchung (intravaskulärer Ultraschall, optische Kohärenztomographie) ermöglichen eine präzisere Beurteilung der Gefäßverengungen und Stent-Platzierung.
Präzisionsmedizin
Durch genetische Untersuchungen und Biomarker soll die Therapie künftig noch individueller auf den einzelnen Patienten zugeschnitten werden. Genetische Tests können beispielsweise zeigen, ob bestimmte Medikamente gut wirken oder eher Nebenwirkungen verursachen.
Digitale Gesundheit
Smartphone-Apps, Wearables und Telemedizin eröffnen neue Möglichkeiten für Überwachung und Betreuung von KHK-Patienten. Smartwatches können EKG-Aufzeichnungen erstellen, Apps helfen bei Medikamenteneinnahme und Lebensstiländerungen, Telemedizin ermöglicht regelmäßige Kontrollen ohne Praxisbesuch.
Zusammenfassung
Die koronare Herzkrankheit ist eine häufige und ernste Erkrankung, die jedoch bei rechtzeitiger Diagnose und konsequenter Behandlung gut beherrschbar ist. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus medikamentöser Therapie, Lebensstiländerungen und gegebenenfalls interventionellen oder operativen Maßnahmen. Besonders wichtig ist die Kontrolle der Risikofaktoren – hier kann jeder Patient selbst viel für seine Gesundheit tun. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Nichtrauchen und Stressbewältigung ist die beste Vorbeugung und verbessert auch bei bestehender Erkrankung die Prognose erheblich. Regelmäßige ärztliche Kontrollen, die konsequente Einnahme der verordneten Medikamente und die Teilnahme an Schulungs- und Rehabilitationsprogrammen sind weitere wichtige Bausteine einer erfolgreichen Behandlung. Mit der richtigen Einstellung und Unterstützung können die meisten Menschen mit KHK ein aktives und erfülltes Leben führen.
Was genau ist eine koronare Herzkrankheit?
Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, bei der es durch Ablagerungen zu Verengungen kommt. Dadurch wird die Durchblutung des Herzmuskels eingeschränkt, was zu Brustschmerzen (Angina pectoris) und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen kann. In Deutschland sind etwa 6 Millionen Menschen von dieser häufigsten Herzerkrankung betroffen.
Welche Symptome deuten auf eine KHK hin?
Das Hauptsymptom ist die Angina pectoris – ein Druck- oder Engegefühl hinter dem Brustbein, oft mit Ausstrahlung in Arm, Hals oder Kiefer. Weitere Symptome sind Atemnot bei Belastung, schnelle Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen und Schweißausbrüche. Bei Frauen und Diabetikern können die Symptome atypisch sein und sich als Übelkeit, Oberbauchschmerzen oder extreme Müdigkeit zeigen.
Wie wird die koronare Herzkrankheit diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt stufenweise: Nach Anamnese und körperlicher Untersuchung folgen EKG, Blutuntersuchungen und Belastungs-EKG. Bildgebende Verfahren wie Herzultraschall, CT oder MRT können weitere Informationen liefern. Der Goldstandard ist die Herzkatheteruntersuchung, bei der die Herzkranzgefäße mit Kontrastmittel dargestellt und Verengungen exakt lokalisiert werden können.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei KHK?
Die Behandlung besteht aus drei Säulen: Lebensstiländerungen (gesunde Ernährung, Bewegung, Rauchstopp), medikamentöse Therapie (Thrombozytenhemmer, Statine, Betablocker) und bei Bedarf interventionelle Verfahren wie Stent-Implantation oder Bypass-Operation. Die Therapie wird individuell auf den Patienten abgestimmt und muss meist lebenslang fortgeführt werden.
Kann man einer koronaren Herzkrankheit vorbeugen?
Ja, bis zu 80 Prozent der KHK-Fälle sind durch einen gesunden Lebensstil vermeidbar. Wichtigste Maßnahmen sind Nichtrauchen, mediterrane Ernährung, regelmäßige Bewegung (150 Minuten pro Woche), Normalgewicht, Stressreduktion und Kontrolle von Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ab dem 35. Lebensjahr helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen.
Letzte Bearbeitung am Samstag, 29. November 2025 – 9:56 Uhr von Alex, Webmaster von med-nebenwirkungen.de.